Solafrica: die Sonne scheint auch für die Slums

Das schweizerisch-afrikanische Projekt Solafrica fördert die Sonnenenergie für nachhaltigen fairtrade Strom in Afrika. Das Solarprojekt gewann den Schweizer Nachhaltigkeitspreis 2010.

Kibera, Kenias Armenviertel ist der grösste Slum Afrikas. Fussball ist die Freizeitbeschäftigung der Kids. Fehlt ein richtiger Ball, behelfen sie sich mit Plastiktüten, die sie zu Bällen zusammenschnüren. Obschon die Fussball WM 2010 diesen Sommer in Afrika spielte, hatte der grösste Teil der armen Bevölkerung des Kontinents keine Möglichkeit an diesem Event teilzuhaben. Während bei uns in jedem Wohnzimmer ein Bildschirm flimmert, scharen sich in Kibera zwanzig Leute um ein Radiogerät. Im Slum gibt kaum Elektrizität. Das ehemalige Jugendsolarprojekt Solafrica brachte mit Sonnenkollektoren die nötige Elektrizität nach Kibera und damit den World Cup ins Armenviertel. Die Freude war riesig. Der Geschäftsführer von Solafrika, Joshiah Ramogi, ist selbst Afrikaner und bleibt teilweise Monate in Kenia, um das Projekt vor Ort zu begleiten. Der Verein zur Förderung von Solarenergie in Afrika entstand 2009 durch die Zusammenarbeit des Jugendsolarprojektes von Greenpeace und dem Jugendprogamm in Kibera.

Solafrica ermöglicht den afrikanischen Jugendlichen auch die Schulung in der Solartechnik sowie die Produktion und den Verkauf von Solarlampen. Für diese Umfassender nachhaltige und integrative Arbeit wurde das Projekt mit dem Schweizer ‹Prix-Nature 2010› geehrt. Andreas Wirz, der Entwickler der solarbetriebenen LED-Taschenlampe (Kibera-Lampe) drufte diesen Nachhaltigkeitspreis vergangenes Jahr entgegen nehmen. Da es in Kibera keine Strassenbeleuchtung gibt, sind die Gassen in der Nacht stockdunkel. Die Kibera-Taschenlampe wurde daher ursprünglich entwickelt, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen und den Lebensstandard sowie die Gesundheit der Lokalbevölkerung zu verbessern. Die Kibera-Lampe von Solafrica ist eine Art Solar-Taschenlampe mit Holzgehäuse. Das kleine Solarpanel ist von hoher Qualität, damit sie lange hält. Das Licht strömt aus zehn hellen LED-Lämpchen. Da die Lampe noch nicht zusammengesetzt ist, eignet sie sich für Hobby-Ingeneure. Der Bausatz für die Kibera-Lampe kann bei Megasol bestellt werden. «Die Bestandteile der Lampe kommen soweit möglich aus Afrika. Es gab sogar Versuche das Gehäuse nicht aus Holz, sondern aus Kamelknochen oder Kokosnussschalen zu bauen. Das war jedoch zu umständlich und auch nicht stabil genug», so Retze Koen, Jugendsolar-Projektleiter bei Greenpeace.

 
Einfach und effizient: die Kibera-Lampe lässt sich mit wenig know-how und ohne Spezialwerkzeug zusammenbauen.
Auch die Industrie ist mittlerweile so weit, die eigentlich naheliegendste Energiequelle Afrikas zu nutzen: Das Riesenprojekt ‹Desertec› vom ‹Club of Rome› will mittels einem Sonnenkollektoren-Park und Wärmekraftwerken in Nordafrika die Strom-Zukunft Europas sichern. Der Energieverlust über die Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen (HGÜ) beträgt dabei zwischen zehn und fünfzehn Prozent und bleibt somit lukrativ. Die Nachhaltigkeitsspezialisten von Solarspar befürworten die Idee von Solarstrom aus Afrika grundsätzlich, weisen aber darauf hin, dass dadurch erneut Abhängigkeiten entstehen und die Energieversorgung der Zukunft dezentral geregelt sein müsse: Dezentral, nachhaltig und in Zusammenarbeit mit der Lokalbevölkerung. Fiat lux!

(Bestellung der ‹Kibera-Lampe›), solafrica.ch, Bollwerk 35, 3011 Bern, Tel. 031 312 83 31, www.solafrica.ch
07. März 2011
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