Außenministerin Baerbock hat sich in Zentralasien um die Lösung der Region aus russischem und chinesischem Einfluss bemüht

Berlin versucht das seit 15 Jahren – ohne Erfolg, schreibt German Foreign Policy.
Veröffentlicht: 2. Nov 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 2. Nov 2022

(auszugsweise)
Die Bundesregierung sucht Differenzen zwischen Kasachstan und Russland zu nutzen, um einen Keil zwischen beide Staaten zu treiben. Astana tue gut daran, dass es weder die Abspaltung der Krim noch die russische Annexion von Teilen der Ukraine anerkenne, erklärte Außenministerin Annalena Baerbock zu Wochenbeginn bei einem Treffen mit ihrem kasachischen Amtskollegen; es gelte nun, die Kooperation mit Berlin auszubauen. Allerdings erkennt Kasachstan auch die Abspaltung des Kosovo nicht an. …

Bisher gehört Kasachstan zu Deutschlands größten Öllieferanten. Weil das Erdöl über einen russischen Hafen exportiert wird, lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass es von dem EU-Ölembargo betroffen ist, das in Kürze in Kraft tritt. Kasachische Ölförderer suchen bereits nach alternativen Exportrouten – allerdings bislang ohne echten Erfolg. …

Bereits im Jahr 2007 hatte die EU auf hartnäckiges Drängen der Bundesrepublik eigens eine Zentralasienstrategie verabschiedet; Ziel war es, in der rohstoffreichen Region den traditionellen Einfluss Russlands und den neuen, zunehmenden Einfluss Chinas zu brechen. Die Bemühungen verpufften weitgehend, während Chinas 2013 lancierte Strategie der Neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative, BRI) sich als erfolgreich erwies. …

Kasachstan transportiert täglich rund 1,4 Millionen Barrel Erdöl – ein Prozent der globalen Versorgung – durch eine Pipeline in den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk, von wo es per Schiff an westliche Kunden geliefert wird. Deutschland deckte damit im Jahr 2021 rund zehn Prozent seines gesamten Erdölimports. Die Pipeline gilt als anfällig und musste in den vergangenen Jahren zuweilen kurzzeitig stillgelegt werden, um Lecks oder wetterbedingte Schäden zu beheben.

Vor allem aber ist ungewiss, ob [die Pipeline] nach dem Inkrafttreten des EU-Embargos gegen russisches Erdöl weiter genutzt werden kann. Die Frage stellt sich nicht nur, weil an der Betreiberfirma (Caspian Pipeline Consortium, CPC) außer kasachischen und westlichen auch russische Unternehmen beteiligt sind, sondern auch, weil das Öl im russischen Noworossijsk verladen wird, also aus Russland kommt.

Weiterlesen


Wie andere Medien berichten:

Süddeutsche: Baerbock versucht, Putin seinen Hintergarten streitig zu machen. 31.10.2022
FAZ: Baerbocks Buhlen um Zentralasien. 31.10.2022
Welt: Baerbock setzt auf grünen Wasserstoff aus Kasachstan. 31.10.2022