Deutsche Bahn AG erhält Milliardenauftrag in Ägypten und betreibt dort ein von Siemens errichtetes Hochgeschwindigkeitsnetz

Profit und Einfluss im Ausland gehen auf Kosten des Heimatmarkts, schreibt German Foreign Policy
Veröffentlicht: 10. Nov 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 10. Nov 2022

Die Deutsche Bahn AG unterzeichnete am Dienstag am Rande der UN-Klimakonferenz in Sharm el Sheikh eine entsprechende Vereinbarung. Das Schienennetz, das mit 2000 Kilometern Länge das sechstgrößte der Welt werden soll, wird derzeit von einem Konsortium unter Führung von Siemens gebaut. Der Konzern liefert zudem Hochgeschwindigkeits- und Regionalzüge, Lokomotiven und allerlei Bahntechnologie und erhält dafür 8,1 Milliarden Euro.

Es handelt sich um den bisher größten Auftrag der Firmengeschichte. Die Großaufträge bringen nicht nur Profit, sie ermöglichen es der Bundesrepublik auch, ihren Einfluss in Ägypten zu konsolidieren, wo zuletzt vor allem China seine Position erheblich stärken konnte – insbesondere wirtschaftlich.

Dies wiegt schwer, da Ägypten nicht nur ökonomisch spezielle Bedeutung hat – als drittgrößte Volkswirtschaft Afrikas –, sondern aufgrund seiner Lage am Suezkanal vor allem auch geostrategisch wichtig ist. Während die Deutsche Bahn kräftig expandiert, leidet der Verkehr auf dem deutschen Heimatmarkt. …

Den Suezkanal durchqueren mehr als 10 Prozent der weltweit gehandelten Waren. Zudem öffnet er westlichen Kriegsschiffen, die in den Meeren Europas kreuzen, die direkte Fahrt in die Krisengebiete des Mittleren Ostens und nach Asien. …

Kairo und Beijing schlossen 2014 eine „umfassende strategische Partnerschaft“; seitdem nimmt die Wirtschaftskooperation zwischen ihnen kontinuierlich zu. Chinesische Unternehmen beteiligen sich intensiv am Bau der neuen Hauptstadt östlich von Kairo und haben unter anderem stark in die Sonderwirtschaftszone Suez Economic and Trade Cooperation Zone (SETCZ) investiert. …

Einfluss im Ausland sichert weitere Geschäfte. So hat die Deutsche Bahn Anfang Juli den Auftrag erhalten, zwölf Jahre lang ein regionales Schnellbahnsystem in der indischen Metropole Delhi zu betreiben sowie instandzuhalten. Der Konzern kassiert dafür einen dreistelligen Millionenbetrag. Bereits im April hatte er den Zuschlag für Planung, Betrieb und Instandhaltung eines künftigen Nahverkehrssystems in der kanadischen Metropole Toronto bekommen – für eine zweistellige Milliardensumme.

Schon jetzt entfällt mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Deutschen Bahn AG auf ihre Tochtergesellschaften.

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