Wasser marsch für Tesla

Grünheide: Ausbau der »Gigafabrik« beschlossene Sache. US-Autokonzern darf mehr Wald roden und bedient sich am Grundwasser
Veröffentlicht: 10. Dec 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 10. Dec 2022

Für den Bau seiner »Gigafabrik« im brandenburgischen Grünheide schafft der US-Elektroautokonzern Tesla seit Jahren Fakten, die Politik lieferte die Rechtsgrundlage immer wieder gehorsam nach. Und auch am Donnerstag abend wurde im Kapitalinteresse entschieden: Die Gemeindevertretung Grünheide machte den Weg frei, damit Tesla seine Produktionsstätte nahe Berlin erweitern kann. Das Gremium stimmte der Aufstellung eines neuen Bebauungsplans zu. Konkret bedeutet das: Der Konzern kann eine Fläche von über 100 Hektar kaufen, den dortigen Wald roden und die Fläche versiegeln.

Das bisherige Gelände umfasst rund 300 Hektar – für die Pläne des Tesla-Chefs Elon Musk offenbar nicht groß genug. Nachdem die Produktion offiziell im März angelaufen war, arbeiten dort nach Unternehmensangaben rund 7.000 Beschäftigte, 12.000 sollen es werden. Überhaupt: Das Argument, durch die Ansiedlung des US-Autobauers gewinne der »Standort« an Bedeutung, wiederholt unter anderem die brandenburgische Landesregierung gebetsmühlenartig. Seine »soziale« Ader hatte der Multimilliardär Musk jüngst bewiesen, als er nach dem Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter die eine Hälfte der Beschäftigten vor die Tür setzte und die anderen auf 80-Stunden-Wochen einschwor. Und erst Anfang der Woche berichtete das britische Magazin Wired, dass in Grünheide viele Tesla-Mitarbeiter wegen schlechter und ungleicher Entlohnung kündigen. Das Unternehmen habe Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, und könne deswegen seine Produktionsziele für den Standort nicht erreichen.
Die erwartbare Entscheidung vom Donnerstag hatte schon vorab für Kritik gesorgt. Dabei geht es unter anderem um die »prekäre Wassersituation in der Region«, die sich »weiter zuspitzen« werde, wie es in einer Erklärung der Wassertafel Berlin-Brandenburg vom Mittwoch heißt. Dazu muss man wissen: Das Tesla-Gelände liegt teilweise in einem Trinkwasserschutzgebiet, und die Gegend um Grünheide gehört zu den trockensten Regionen in der BRD. Mit rund 1,4 Millionen Kubikmetern Wasser, die in Genehmigungsunterlagen für die erste Ausbaustufe als jährlicher Spitzenverbrauch benannt worden waren, würde das Werk soviel verbrauchen wie eine 40.000-Einwohner-Stadt. Mit der nun erfolgten Zustimmung der Gemeindevertretung werde sich Tesla »hemmungslos an dem Gemeingut Wasser bedienen«. So werde »auch für andere Investoren Tür und Tor geöffnet«, das Wasser zu privatisieren. Nicht zuletzt werde sich die Qualität des Trinkwassers durch zu erwartende Verunreinigungen infolge tiefer Bohrungen verschlechtern.

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