2023 kann die Wirtschaft des Westens lahmlegen — aber die Schweiz könnte dem Worst Case widerstehen.

Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, über das Worst-Case-Szenario für 2023, was auf die Schweiz zukommt und wo es Hoffnung gibt.
Veröffentlicht: 13. Dec 2022 - Zuletzt Aktualisiert: 13. Dec 2022

Die Aussagen des Ökonoms hat die Handelszeitung publiziert (Bezahlschranke). Wir fassen für Sie die wichtigsten Punkte zusammen. So sei es laut Junius «erstens sehr wahrscheinlich, dass die USA in eine Rezession rutschen werden. Im Euro-Land ist das vermutlich bereits diesen Winter der Fall». Eine Gefahr drohe durch die EZB. «Die Zentralbanken werden versuchen, die Fehler des letzten Jahres auszubügeln. Sie werden der Inflation keine Chance mehr geben. Das Problem ist, dass die Geldpolitik immer mit Verzögerung wirkt, und wir wissen nicht, wie lange diese Verzögerung ist. Das birgt die Gefahr, dass die Zentralbanken die Zinsen eventuell zu lange zu hoch halten. »

Auch der Krieg an sich berge weitere Risiken, so Junius. «Wir sehen viele Elemente einer klassischen Kriegswirtschaft: Exportbeschränkungen, Preisobergrenzen, Ausgleichszahlungen. Das sind alles sehr starke Eingriffe in die Marktwirtschaft, die wir in normalen Zeiten nicht rechtfertigen könnten.»

Die Eskalation in Europa oder gar ein neuer Krieg in Asien könnte sogar den Kollaps der Wirtschaft im Westen bedeuten:  «Etwa wenn Unterseekabel sabotiert würden und in der Folge das Internet lahmgelegt wäre. Oder wenn der Datenaustausch anderweitig nicht mehr richtig funktionieren würde. Das ist sicher ein wunder Punkt in unserer Wirtschaft. Bei gewissen kritischen Infrastrukturbauten ist die Wirtschaft in Europa extrem verletzlich. Und sollten sich kriegerische Aktivitäten ausweiten, dann stünden wir schnell an einem ganz anderen Punkt als jetzt.»

Für die Schweiz selbst ist Junius vorsichtig optimistisch gestimmt:

«Wenn wir wirklich ein Worst-Case-Szenario wie oben hätten, dann würde der Franken weiter aufwerten, was wiederum die Inflation senken dürfte. Grundsätzlich ist es sicher so, dass die Schweiz mit Krisen sehr gut umgehen kann. Gerade wenn es um geopolitische Unsicherheiten geht, profitiert das Land von seiner Lage und seiner Stellung in der Welt». 

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