Paris brennt: Bevölkerung Frankreichs lässt sich von Staatsmacht nicht einschüchtern

Streiks und Proteste gehen weiter, König Charles ist es zu heiss, schreibt Ina Sembdner
Veröffentlicht: 24. Mar 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 25. Mar 2023

Brennende Rathäuser, Feuerwehrleute mit Pyros: Frankreich zeigt, dass es vor einem sich als Alleinherrscher inszenierenden Präsidenten nicht zurückweicht. Nachdem am Donnerstag mehr als drei Millionen Menschen ihre Wut auf die per Dekret verordnete Verlängerung der Lohnarbeit landesweit auf die Straßen getragen haben, steht schon der Termin für den nächsten Streik. Am kommenden Dienstag soll das Land erneut stillstehen. Die Agenturen interessierten sich am Freitag jedoch vornehmlich für etwas anderes: Der britische König Charles III. verschob seinen von Sonntag bis Mittwoch geplanten Staatsbesuch aufgrund der «gewaltsamen Unruhen», wie der Élysée-Palast nach einem Gespräch Emmanuel Macrons mit dem Monarchen mitteilte. Es solle möglich sein, Charles unter den Bedingungen zu empfangen, die der freundschaftlichen Beziehung entsprächen, hiess es. Ausschlaggebend dürfte wohl die klare Gewerkschaftsansage gewesen sein, alles zu blockieren, worauf «der König» angewiesen gewesen wäre.

Innenminister Gérald Darmanin teilte unterdessen am Freitag morgen mit, dass 457 Menschen festgenommen und etwa 440 Polizisten und Gendarmen am Vortag verletzt worden seien. Von der zahlreich in sozialen Netzwerken dokumentierten Gewalt der Einsatzkräfte sprach er nicht. Die dpa erklärte, dass Bilder eines Polizisten, der zusammensackte, nachdem ihn ein Stein am Helm getroffen hatte, «für Entsetzen sorgten» – offenbar mehr als Videos mit knüppelnden Polizisten, die auch vor am Boden liegenden Menschen nicht Halt machten.

Befeuert durch den Streik der Müllabfuhr und entsprechender Abfallberge in der Hauptstadt seien allein in Paris 903 Feuer entzündet worden, erklärte Darmanin und jammerte, dass es seitens «Linksextremer», die «die Republik angreifen» wollen, eine «Radikalisierung» gebe.