Studie belegt Nahtoderfahrungen während Wiederbelebung

Hirnströme von Verstorbenen lassen sich klar von Halluzinationen abgrenzen. Damit konnten Forscher erstmals Nahtoderfahrungen messen. Sie vermuten, der bewusste Geist lebt länger als der Körper, schreibt Tim Sumpf
Veröffentlicht: 29. Mar 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 29. Mar 2023

Wie eine Studie mit 567 Patienten mit Herzstillstand zeigt, können Nahtoderfahrungen auch während wiederbelebender Massnahmen wie Herz-Druck-Massagen vorkommen.

Einerseits berichtete etwa jeder fünfte Überlebende von «einzigartigen, klaren Erfahrungen, einschliesslich der Trennung vom Körper, der Beobachtung von Ereignissen ohne Schmerzen oder Ängste und einer sinnvollen Bewertung des Lebens, einschliesslich ihrer Handlungen, Absichten und Gedanken», erklärten Forscher um Intensivmediziner Dr. Sam Parnia.

Andererseits zeigten die Patienten im Zustand des Todes Hirnaktivitäten, wie sie sonst bei bewussten, höheren geistigen Funktionen wie Denken, Gedächtnisabruf und bewusster Wahrnehmung auftreten. Dadurch liessen sich die beschriebenen Erlebnisse klar von Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Illusionen, Träumen oder dem durch die Wiederbelebung ausgelösten Bewusstsein unterscheiden.

Eine mögliche Erklärung ist, dass «während das Gehirn sozusagen runterfährt, zahlreiche Bremsmechanismen ausgelöst werden. Diese sogenannte Enthemmung erlaubt den Zugang zu den Tiefen des Bewusstseins einer Person und auch zu seinen gespeicherten Erinnerungen, Gedanken aus der frühen Kindheit bis zum Tod und anderen Aspekten der Realität», erklärte der Studienleiter auf dem Symposium für Wiederbelebung in Chicago.

Er fügt hinzu: «Während niemand wirklich den evolutionären Nutzen dieses Phänomens kennt, offenbart es eindeutig faszinierende Fragen über das menschliche Bewusstsein.»

Dies, so Dr. Parnia weiter, seien einzigartige menschliche Erfahrungen, die auf dem Weg zum Tod entstehen. Diese «könnten die ersten messbaren Anzeichen sogenannter ‚Nahtoderfahrungen‘ sein.»