Digitale Brieftasche birgt beispielloses Risiko für die Privatsphäre

Die ID-Wallet könnte den gläsernen Kunden noch gläserner machen, so die Befürchtung eines offenen Briefes.
Veröffentlicht: 20. Jun 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 20. Jun 2023

Die EU plant, die sogenannte European Digital Identity Wallet (ID-Wallet) einzuführen. Die digitale Brieftasche sollen EU-Bürger künftig bei Verwaltungsgängen und Bankgeschäften, aber auch bei Arztbesuchen, Alterskontrollen oder beim Internet-Shopping einsetzen können. Den Weg dahin wird die eIDAS-2.0-Verordnung ebnen, die derzeit im Trilog der EU verhandelt wird. Das berichtet Netzpolitik.org.

In einem heute veröffentlichten offenen Brief kritisieren 22 Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen, dass die geplante Verordnung erhebliche Lücken aufweise. Sie richten den Blick vor allem auf den Datenschutz und die Privatsphäre sowie auf mögliche Betrugsszenarien. Zu den Unterzeichnenden gehören epicenter.works, European Digital Rights, Privacy International und viele andere.

Dem Brief zufolge stellt die geplante digitale Brieftasche ein 'beispielloses Risiko' für die Privatsphäre der EU-Bürger dar.

So sei etwa vorgesehen, dass Banken und Versicherungen ähnliche Know-Your-Customer-Anforderungen erfüllen müssten wie die «überwachungsgetriebenen Geschäftsmodelle» der Tech-Konzerne. Anhand solcher Anforderungen müssen Unternehmen die Identität Ihrer Kunden überprüfen, bevor sie mit ihnen Geschäfte eingehen.

Aus Sicht der Unterzeichnenden drohe eIDAS 2.0 damit zu einem «Geschenk für Google und Facebook» zu werden. Mit Hilfe der digitalen Brieftasche könnten die Konzerne die Privatsphäre der EU-Bürger noch weiter aushöhlen.