Klimakrise beschleunigt Artensterben in den Anden

Die Erderwärmung verändert die Pflanzengemeinschaften der Berggipfel weltweit.
Veröffentlicht: 20. Jul 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 20. Jul 2023

In den südamerikanischen Anden, der längsten Gebirgskette der Erde, breiten sich Pflanzenarten in höher gelegenen Bergregionen aus, während immer mehr angestammte Gebirgspflanzen – auch von Arten aus Europa – zurückgedrängt werden. Zu diesem Befund kommt jetzt ein internationales Forschungsteam mit Beteiligung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und BOKU Wien.

Im Rahmen eines von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien koordinierten Langzeit-Monitoring- und Forschungsprogramms, der «Global Observation Research Initiative in Alpine Environments» (GLORIA), wurden Daten über Pflanzengemeinschaften verwendet, die in 720 Dauerbeobachtungsflächen auf 45 Berggipfeln in den hohen Anden zwischen 2011 und 2019 erhoben wurden. Erstmals liegen nun Daten vor, die sich über einen großen Teil der Gebirgskette erstrecken. Im Großraum der tropischen Anden befindet sich auch das größte Zentrum der biologischen Vielfalt der Erde.

Rapider Artenwandel in den Bergen

Die Erfassung der Biodiversität entlang von Höhengradienten zeigt die Wirkung des Klimawandels auf die Zusammensetzung der Ökosysteme. Diese sind in den Anden durch das Zusammentreffen einer komplexen Landschaftsstruktur mit dem tropischen Klima besonders vielfältig und einzigartig. «Das Höhersteigen der Arten lässt sich an den meisten unserer Messpunkte auf den Berggipfeln feststellen. Die Veränderungen können aber recht unterschiedlich sein, etwa eine Zunahme der Gesamtbedeckung der Vegetation, während diese an anderen Standorten deutlich rückgängig war», sagt Co-Studienautor Harald Pauli. Er ist Hochgebirgsökologe am Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der ÖAW und leitet das GLORIA-Netzwerk. «Im Schnitt kommt alle zweieinhalb Jahre eine Pflanzenart in den Monitoringflächen dazu, in manchen Gebieten mehr. Das ist für kalte Gebirgslebensräume ein sehr kurzer Zeitraum», so der Ökologe. Es ist eine besorgniserregende Entwicklung, die Pauli mit seinem Team bereits in unterschiedlichen Gebirgen Europas beobachten konnte.

 
Originalpublikation:

"Compositional shifts of alpine plant communities across the high Andes", Cuesta, F., Carilla, J., LLambí, L. D., Muriel, P., Lencinas, M. V., Meneses, R. I., Feeley, K. J., Pauli, et al., Global Ecology and Biogeography, 00, 1–16, 2023 DOI: https://doi.org/10.1111/geb.13721