Chemische Industrie tötete 4,2 Millionen Tiere

Eine Studie aus Konstanz und Baltimore beziffert die Zahl der getöteten Tiere zur Gefahrenbewertung von Chemikalien in der chemischen Industrie
Veröffentlicht: 21. Jul 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 21. Jul 2023

Vor 16 Jahren trat die Chemikalienverordnung REACH europaweit in Kraft. REACH verpflichtet die chemische Industrie, die Gesundheitsrisiken sämtlicher Chemikalien zu identifizieren, die in ihren Produkten zum Einsatz kommen. Die Kehrseite von REACH ist, dass diese Gefahrenbewertung eine grosse Zahl an Tierversuchen erfordert. Wie viele genau, war bisher nicht klar.

Das „Center for Alternatives to Animal Testing“ (CAAT) mit Sitz in Baltimore und an der Universität Konstanz will nun Zahlen in die Debatte um REACH bringen. In einer aktuellen Studie zeigen die Forscher auf Grundlage von Daten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), dass bisher nach Hochrechnungen rund 4,2 Millionen Tiere für die Gefahrenbewertung im Zuge von REACH eingesetzt wurden (davon 1,3 Millionen Tiere in laufenden Studien). Weitere 3,5 bis 6,9 Millionen Tierversuche werden aufgrund der Novellierung von REACH aus dem Jahr 2022 erwartet. Tierversuchsfreie, alternative Testmethoden kamen vergleichsweise selten zum Einsatz. So wurden sogenannte Read-Across-Methoden (Vorhersage der Toxizität aus dem Vergleich zu strukturell ähnlichen, bereits getesteten Chemikalien) in 75 Prozent der Fälle abgelehnt.