Der BRICS-Gipfel in Südafrika endet wie erwartet mit einem Paukenschlag: Insgesamt sechs neue Länder treten der Gemeinschaft bei, darunter die Finanz-Schwergewichte Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Was sogar mehr zählt: Beide Länder galten bislang als treue Verbündete der USA - spätestens seit heute ist die multipolare Welt Realität. Die Folge: Deutschland wird sich dem BRICS-Beitritt nicht mehr lange widersetzen.
von Vlad Georgescu
Allein die Wirtschaftsdaten sprechen für sich. Das Gesamt-BIP der BRICS wird nach der Aufnahme neuer Mitglieder in den Verband 37 % des Welt-BIP betragen. Dies erklärte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva auf einer Pressekonferenz im Anschluss an den 15. BRICS-Gipfel. «Jetzt wird das BIP der BRICS-Staaten in Kaufkraftparität auf 37 % des weltweiten BIP steigen, und 46 % der Weltbevölkerung werden in der Assoziation selbst leben», sagte er.
Zuvor hatte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaposa bei derselben Veranstaltung angekündigt, dass Argentinien, Ägypten, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und Äthiopien ab dem 1. Januar 2024 den BRICS beitreten werden.
Mit seinen sechs neuen Mitgliedsstaaten, darunter Argentinien, Ägypten, Iran, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Äthiopien, wird die Gruppe der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) nun über 44,35 % der weltweiten Ölreserven verfügen. Die von der russichen Nachrichtenagentur TASS durchgeführten Berechnungen basieren auf offizielle Statistiken.
Derzeit erstrecken sich die BRICS-Staaten über eine Fläche von 48,5 Millionen Quadratkilometern, was 36 % der Erdfläche entspricht. Dieses Gebiet ist doppelt so groß wie die G7 (USA, Großbritannien, Deutschland, Italien, Kanada, Frankreich, Japan). Die Gesamtbevölkerung wird 3,6 Milliarden Menschen erreichen, was 45 % der Weltbevölkerung entspricht (mehr als viermal so groß wie die der G7-Länder).
Doch auch die politischen Auswirkungen sind substantiell. Nicht nur verlieren die USA die geopolitische Einflussnahme auf einen grossen Teil der Erdbevölkerung und ihrer Regierungen. Washington ist seit heute nur noch Zaungast - und wird sich vermutlich immer weiter isolieren.
Denn was Saudi-Arabien kann, schafft beispielsweise Deutschland irgendwann auch: US-Truppen im Land behalten und BRICS-Mitglied werden. Das klingt heute freilich nach Hirngespinst - der Blick auf die Chanceneiner solchen Mitgliedschaft wird jedoch den Mittelstand und künftige Bundesregierungen eines Besseren belehren.
Vor allem könnte Deutschland als BRICS-Mitglied sich auch den Klammern der US-Sanktionen befreien, um endlich wieder das zu tun, wovon es lebt: Globale Exporte tätigen.
Auf SWIFT sind BRICS-Kunden nämlich in Zukunft nicht mehr angewiesen, wie man dem Gipfel in Johannesburg entnehmen kann:
Die Staats- und Regierungschefs der BRICS-Mitgliedstaaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) haben die Finanzministerien und Zentralbanken ihrer Länder damit beauftragt, die Möglichkeit der Einführung nationalwährungsbasierter Zahlungsinstrumente und -plattformen zu prüfen, sagte der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa am Donnerstag .
«Wir haben festgestellt, dass es eine weltweite Dynamik für die Verwendung lokaler Währungen, alternativer Finanzvereinbarungen und alternativer Zahlungssysteme gibt. Als BRICS sind wir bereit, Möglichkeiten zur Verbesserung der Stabilität, Zuverlässigkeit und Fairness der globalen Finanzarchitektur zu erkunden.»
Der Gipfel stimmte zu die BRICS-Finanzminister und/oder Zentralbankgouverneure zu beauftragen, die Frage der lokalen Währungen, Zahlungsinstrumente und Plattformen zu prüfen «und den BRICS-Führern bis zum nächsten Gipfel darüber Bericht zu erstatten», sagte er.
Das Gipfeltreffen der BRICS-Mitglieder fand vom 22. bis 24. August in Johannesburg statt.