Mexiko: Mehr als viermal so viele Selbstmorde

Vor bei allem jungen Menschen ist die Suizidrate hoch, wurde anlässlich des Welttag der Suizidprävention am 10. September bekannt
Veröffentlicht: 21. Sep 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 21. Sep 2023

Die Selbstmordrate in Mexiko hat erheblich zugenommen. Dies hängt mit zunehmender Gewalt und Gefühlen von Frustration, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit zusammen, erklärt Paulina Arenas Landgrave, Professorin an der Fakultät für Psychologie (FP) der UNAM (Nationale Autonome Universität von Mexiko).

„Die Menschen werden mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Der Mangel an Fähigkeiten, diese zu bewältigen, behindert sie darin das zu erreichen, was sie wollen. Dies ist sehr stark mit einem Gefühl des Unbehagens, der Hoffnungslosigkeit verbunden. Und das erzeugt emotionales Leid“, sagt sie anlässlich des Welttag der Suizidprävention am 10. September.

Sie meint, dass suizidales Verhalten sehr komplex und im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder aufgetreten sei. Aus Sicht der klinischen Psychologie handele es sich um ein Verhalten, das aufgrund des enormen emotionalen Leids, das eine Person in einem bestimmten Kontext erfährt, entstehe.

„Es kann sich in Gefühlen der Frustration, der Müdigkeit, des Ärgers, der Wut, der Hoffnungslosigkeit, der tiefen Traurigkeit und des Sinnverlustes im Leben äußern“, sagt sie. Zudem handele es sich um ein soziales Phänomen, das mit dem inneren Zustand der Person, aber auch mit dem sozialen Kontext zu tun habe, fügt die Wissenschaftlerin hinzu.

„Was einen Menschen dazu bringt darüber nachzudenken, sich das Leben zu nehmen, hat mit dem Kontext zu tun, in dem er lebt, wenn er ein hohes Maß an emotionalem Leid empfindet. Die einzelne Person wird von ihrem/ihrer Partner*in, den Freund*innen, der Familie und der Gesellschaft als Ganzes beeinflusst“, sagt Landgrave.

Eine Rolle spielen auch Faktoren wie verschiedene Arten von Gewalt, Drogenmissbrauch, chronische Schmerzzustände und psychische Probleme wie Depressionen, Angstzustände, bipolare Störungen, Persönlichkeitsstörungen und Psychosen, ergänzt sie.

Die Psychologin weist darauf hin, dass nach Angaben des mexikanischen Gesundheitsministeriums (SS) und des Nationalen Instituts für Geographie und Statistik (INEGI) die Selbstmordrate in Mexiko in den letzten 20 Jahren, d. h. zwischen 1990 und 2021, um 435 Prozent gestiegen sei, wobei vor allem junge Menschen betroffen seien.

„Zurzeit ist es die dritthäufigste Todesursache bei Personen zwischen 15 und 24 Jahren, einem Altersabschnitt, in dem sich die meisten der Studierenden an unsere Universität befinden. Darüber hinaus ist Suizid die vierthäufigste Todesursache bei Personen zwischen 10 und 14 Jahren, was sehr besorgniserregend ist“, meint sie.