„Derisking“: Westen unterstützt Vietnam bei der Förderung Seltener Erden

Vietnam will zur größten Fördernation Seltener Erden werden. Dadurch würde Chinas Vorherrschaft bei den für die Energiewende so bedeutenden seltenen Metallen infrage gestellt. Kein Wunder, dass der Westen dabei jetzt mithelfen will, schreibt Jakob Schmidt
Veröffentlicht: 8. Oct 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 8. Oct 2023

Vietnam plant, seine größte Mine für Seltene Erden im nächsten Jahr wieder in Betrieb zu nehmen – mit Unterstützung von westlichen Firmen und Geldgebern. Mehrere Blöcke der Dong-Pao-Mine sollen noch vor Jahresende vergeben werden, berichtet Reuters unter Bezugnahme auf „Vietnam Rare Earth JSC“, den wichtigsten Veredler des Landes, und bislang unbestätigte Informationen des vietnamesischen Ministeriums für natürliche Ressourcen und Umwelt.

Die Wiederinbetriebnahme der größten Mine ist ein wichtiger Schritt für das südostasiatische Land, das sich zu einem Zentrum für Seltene Erden entwickeln will. Als solche werden eine Gruppe von seltenen Metallen (zum Beispiel „Scandium“, „Neodym“ und „Cerium“) bezeichnet, die unter anderem in Elektrobatterien, Mikrochips und Windrädern verbaut werden. Eine ausreichende Verfügbarkeit an Seltenen Erden ist entscheidend für Digitalindustrie und Energiewende. 

Mehrere westliche Länder wollen mit der vietnamesischen Regierung und privaten Unternehmen kooperieren, um eine integrierte Lieferkette für Seltene Erden aufzubauen. Ende 2022 beschlossen etwa Vietnam und Südkorea ein Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Erkundung und Erschließung von wichtigen Mineralien einschließlich Seltener Erden. Bei seinem jüngsten Vietnam-Besuch im September unterzeichnete US-Präsident Joe Biden eine Vereinbarung, die es dem Land zukünftig erleichtern soll, amerikanische Investoren für die Erschließung der Seltenen-Erd-Vorkommen zu gewinnen.

Der geplante Neustart der Dong-Pao-Mine kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich viele Länder Gedanken über anfällige Versorgungsketten durch Chinas dominante Marktstellung bei strategischen Mineralien und den andauernden Handels-Streitigkeiten mit den USA machen. Im Sommer hatte Peking Exportbeschränkungen für Gallium und Germanium beschlossen. Es wird befürchtet, dass weitere solcher Maßnahmen folgen. Unterdessen erwägt die EU zurzeit Strafzölle auf chinesische Elektroautos.

Das Stichwort der Stunde lautet „Derisking“ und Vietnam zählt zu den Profiteuren dieses Trends. Der südliche Nachbar Chinas wird zunehmend zu einem attraktiven Asien-Standort für Unternehmen, die auf die Handelsspannungen zwischen den USA und China reagieren und ihre Lieferketten robuster machen wollen. Auch deutsche Unternehmen eröffnen Produktionsstätten vor Ort.