Politisches Erdbeben in Argentinien

Grund für den Erdrutschsieg des Anarcho-Kapitalisten Javier Milei ist die Inflation, schreibt Romeo Rey
Veröffentlicht: 22. Nov 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 22. Nov 2023

Der ultraliberale Javier Milei, der sich selbst als «Anarcho-Kapitalist» bezeichnet, hat die Stichwahl in Argentinien mit 55 Prozent für sich entschieden. Kaum hatte die Auszählung der Stimmen begonnen, räumte der noch amtierende Wirtschaftsminister Sergio Massa seine Niederlage ein. Die Partei der Anhänger des vor einem halben Jahrhundert verstorbenen Juan Domingo Perón hat an den Urnen noch nie eine derart schwere Niederlage erlitten.

Ausser in der Provinz Buenos Aires und in zwei kleinen Provinzen im Norden des Landes triumphierte der Volkswirtschaftler Milei. Die rasant galoppierende Inflation von rund 150 Prozent ist mit Sicherheit der wichtigste Grund, weshalb die grosse Masse von Wählerinnen und Wählern dem Justicialismo, wie sich die peronistische Partei auch nennt, untreu wurde. 

Die Bekämpfung der Teuerungslawine wird allerdings auch für die nächste Regierung eine kaum lösbare Aufgabe sein. Weder bürgerlich gemässigte Politiker noch überzeugte Neoliberale, weder zivile Kräfte noch militärische Diktatoren und noch viel weniger Populisten konnten dieses Urübel der argentinischen Wirtschaft dauerhaft ausmerzen.

Milei verkündete in seiner stürmischen Wahlkampagne, er werde nicht nur die Zentralbank «sprengen», sondern im gleichen Zug auch die inzwischen mit vielen Nullen belastete Landeswährung abschaffen und durch den US-Dollar ersetzen. Zudem wolle er mit der «Kettensäge», dem Symbol seiner Kampagne, in der lokalen Bürokratie wüten. Etwa jedes zweite der 18 Ministerien der Nation sei «überflüssig» und werde unter seiner Ägide abgeschafft, darunter jenes für öffentliche Gesundheit, Bildung und Arbeit sowie das Frauenministerium.