«Das Böse ist in der Mitte der israelischen Gesellschaft angekommen»

Beitrag von Gideon Levy in «Haaretz», auf deutsch erschienen in Globalbridge
Veröffentlicht: 26. Nov 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 26. Nov 2023

Der israelische Journalist Gideon Levy, der schon lange Missstände der israelischen Besatzung im Westjordanland aufdeckt, ist schockiert über die inzwischen gesellschaftlich tolerierte Gewalt in der Mitte Israels. Er bezieht sich darin auf die Aussage eines bislang gemässigten Offiziers, dass ausbrechende «Epidemien im Gaza gut für Israel» seien, denn sie sparen das Leben von israelischen Soldaten. Ein Auszug:

Noch haben wir uns nicht von der Brutalität der Hamas erholt, und schon werden wir mit solchen Vorschlägen überschwemmt – nicht nur von der extremen Rechten und den Siedlern, sondern aus dem Herzen der israelischen Mitte. Offensichtlich gibt es entsetzliche Grausamkeit, aber auch korrekte Grausamkeit. Die Hamas werden “Tiere“ genannt, aber der israelische Vorschlag, absichtlich Krankheiten zu verbreiten, ist legitim. Eine der gefährlichsten Erscheinungen, die in diesem Krieg geboren wurden, entfaltet sich vor unseren Augen: die Normierung, Legalisierung und Normalisierung des Bösen.

Dieses Übel ist auf dem Boden der unglaublichen Missachtung und der pathologischen Gleichgültigkeit in Israel gegenüber dem, was jetzt in Gaza geschieht, gewachsen. Ausländische Journalisten, die hierher kommen, können ihren Augen nicht trauen: Das aktuelle Leiden in Gaza gibt es in der israelischen Öffentlichkeit nicht. Israel hat nicht Tausende von Kindern getötet und nicht eine Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Die Opfer von Gaza sind völlig aus dem Bild verschwunden, nicht nur aus dem öffentlichen Diskurs, sondern sogar aus den täglichen Nachrichten. Im israelischen Fernsehen, dem einzigen auf der Welt, haben wir keine Kinder getötet. Den israelischen Medien zufolge hat die IDF in diesem Krieg auch nicht das kleinste Kriegsverbrechen begangen.

 

Den ganzen Beitrag kann man hier nachlesen.


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