Deutschland kauft Gas von Norwegen zu dreifachem Preis als von Russland

Deutschland schliesst einen Gasliefervertrag mit Norwegen – und zwar zu höheren Preisen, als sie für russisches Gas jemals gezahlt wurden, schreibt Klaus Oberzig
Veröffentlicht: 23. Dec 2023 - Zuletzt Aktualisiert: 23. Dec 2023

Die Plattform Blautopf berichtet, dass das norwegische Energieunternehmen Equinor, ex Statoil, einen 10-Jahres-Vertrag mit der deutschen Energiegesellschaft SEFE unterzeichnet habe. Laut Vertrag werde Equinor vom 1. Januar 2024 bis 2034 jährlich 111 TWh (10 Milliarden Kubikmeter) Erdgas zu einem festen Preis liefern. Der Vertrag könne dann um weitere 5 Jahre verlängert werden, dann allerdings zu Marktpreisen. Blautopf weiter:

SEFE ist ein Akronym für „Securing Energy for Europe GmbH“ in Berlin, das seit dem 20. Juni 2022 zu 100 Prozent in deutschem Staatsbesitz überführt wurde. Schon der amerikanische Name spricht Bände über Gewinner und Verlierer am Gasmarkt. Zuvor war SEFE Teil des russischen Gaskonzerns Gazprom und firmierte unter dem Namen Gazprom Germania GmbH. Die Firma wurde nach dem Beginn des Ukrainekrieges von der deutschen Regierung erst einmal unter treuhänderische Verwaltung der Bundesnetzagentur gestellt und dann verstaatlicht.

Der von Equinor und SELFE geschlossene Vertrag, so wird weiter berichtet, solle in etwa ein Drittel des gegenwärtigen Gasbedarfs der deutschen Wirtschaft abdecken – mit einem Wert von rund 50 Milliarden Euro.

Berechnet man die Gaskosten für das gesamte Liefervolumen über 15 Jahre ohne Berücksichtigung der Preisänderungen in den letzten fünf Jahren und unter Verwendung des aktuellen Wechselkurses zur Umrechnung von Euro in Dollar, dann werden die Norweger 129 Milliarden Kubikmeter Gas zu einem Preis von 422 Dollar pro tausend Kubikmeter nach Deutschland liefern. Ein stolzer Preis.

Die heutigen Gaspreise liegen im Vergleich zu der Zeit vor dem deutschen Ausstieg aus dem Gasgeschäft mit Russland im Jahr 2022 viel höher. Noch im Jahr 2021 hatte der Durchschnittspreis für russisches Pipeline-Gas 274 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter betragen. Im Jahr 2020 waren es sogar nur 140 Dollar pro 1.000 Kubikmeter gewesen. Zu Beginn dieser Woche kostete Gas in Europa etwa 380 Dollar pro tausend Kubikmeter. Die drei Mal so hohen Zahlen verdeutlichen, welchen Vorteil die deutsche Wirtschaft auf US-Druck aufzugeben gezwungen war.


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