OECD-Bildungsstudie: Konsequentes Smartphone-Verbot an Schulen kann Bildungsniveau steigern

Presseberichte verzerren die Studienergebnisse
Veröffentlicht: 12. Jun 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 12. Jun 2024

Laut OECD-Pisa-Studie aus dem Jahr 2022 sind die Schulleistungen international abgesunken. Zunächst hielt man die Schulschließungen in der Corona-Zeit für die Hauptursache des Leistungsabfalls. Aber die Kurzstudie „Students, digital devices and success“ bringt Andreas Schleicher, den Bildungsverantwortlichen der OECD, zu einer anderen Einschätzung. Demnach stehen die Corona-Schulschließungen erst auf Platz zwei der Ursachen für das Bildungsdefizit. Er sagte zur schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter:

„Der Zusammenhang zwischen den Schulschließungen und dem Wissensverlust ist nicht so stark wie der Zusammenhang, den wir sehen zwischen Smartphonenutzung der Schülerinnen und Schüler und den sinkenden Lernleistungen.“ 

Norbert Häring kritisiert den Umgang der deutschen Mainstreammedien mit dieser Studie: Die OECD spricht von digitalen Geräten, die nützlich für den Unterricht seien. Die von der Deutschen Presse-Agentur (DPA) inspirierten Medienberichte machen daraus, dass die Nutzung von Smartphones im Unterricht den Lernerfolg steigere. Dabei macht die Studie auf Seite 6 ganz ausdrücklich klar, dass (private) Smartphones am wenigsten als Unterrichtsinstrumente geeignet sind, weil die Schüler mit diesen multifunktionalen Geräten sehr viel anderes tun als lernen und dadurch vom Unterricht abgelenkt werden.

Die Journalisten der DPA haben mit beträchtlichem kreativen und zeitlichen Aufwand aus einem klar smartphonekritischen  einen vorgeblich digitalisierungsfreundlichen Bericht gemacht. In den skandinavischen Ländern nimmt man die Studie hingegen ernst. Schweden und Dänemark haben jüngst die Nutzung von digitalen Geräten im Unterricht stark zurückgefahren.


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