Guterres soll eine «World Monetary Conference» zur Reform des Bretton Woods-Systems einberufen

Aufgrund der wachsenden Instabilität der hochverschuldeten USA und des Dollars sei die Gefahr einer «Zuspitzung geopolitischer Konflikte» mit «potenziell kriegerische Konsequenzen» real. Um eine friedliche Transformation des internationalen Finanzsystems zu ermöglichen, schlägt das der katholischen Kirche nahestehende österreichische Forum Seitenstetten eine «World Monetary Conference» vor

Das Bretton-Woods-System mit dem US-Dollar als globaler Leitwährung steht vor fundamentalen Problemen mit hohem Konfliktpotenzial. Ohne grundlegende Reform kann es nicht überleben. Aus dieser Erkenntnis fordern das österreichische «Forum Seitenstetten» und «besorgte Weltbürger» UNO-Generalsekretär António Guterres zur Einberufung einer «World Monetary Conference» auf.

Als Reformvorschag bringen sie die «Int. Clearing Union» auf den Tisch, mit der John Maynard Keyenes an der Bretton Woods-Konferenz von 1944 tragisch scheiterte. Er schlug mit dem «Bancor» eine durch Gold gedeckte Verrechnungseinheit vor mit der bemerkenswerten Vorgabe, dass nicht nur Staaten im Minus Zins hätten bezahlen müssen, sondern auch Staaten im Plus – ein Mechanismus zur gleichgewichtigen Entwicklung der Weltwirtschaft.

Dass Guterres tatsächlich eine «World Monetary Conference» mit einem solchen Ziel einberufen wird, ist unwahrscheinlich. Aber die Idee verdient es, von unabhängigen Staaten aufgegriffen zu werden, so es welche denn noch gibt.

Der Brief im Wortlaut:


Für ein nachhaltiges und friedensförderndes globales Finanzsystem

Sehr geehrter Herr Generalsekretär António Guterres, sehr geehrte Damen und Herren in den Schlüsselpositionen der globalen Wirtschaft,

als Gruppe erfahrener und engagierter Bürgerinnen und Bürger, die sich teils seit über drei Jahrzehnten intensiv mit der Frage eines friedensfördernden Finanzsystems auseinandersetzen, wenden wir uns heute mit einem dringlichen Anliegen an Sie. Seit zehn Jahren fördern wir im Rahmen eines offenen Dialogforums den Austausch zu diesem Thema und möchten unsere jüngsten Erkenntnisse mit Ihnen teilen.

Die derzeitige globale Währungsordnung, die 1944 in Bretton Woods mit dem US-Dollar (USD) als Leitwährung geschaffen wurde, hat aus unserer Sicht schrittweise ihre Legitimation verloren. Die einseitige Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars durch die USA im Jahr 1971 war ein bedeutender Einschnitt. Zudem stützt sich die Dominanz des US-Dollars seit dem 1974 geschlossenen Abkommen mit Saudi-Arabien auf das sogenannte „Petrodollar-System“, das durch die Verpflichtung zur Erdölfakturierung in US-Dollar abgesichert wurde. Dieses Abkommen wurde jedoch am 9. Juni 2024 von Saudi-Arabien aufgekündigt, was die Grundlage für den US-Dollar als weltweite Leitwährung grundlegend erschüttert.
In Anbetracht der wachsenden US-Staatsverschuldung von nahezu 35 Billionen US-Dollar und der zunehmenden sozialen Spannungen im Land selbst erscheint es uns unmöglich, den US-Dollar ohne erhebliche geopolitische und ökonomische Instabilitäten weiterhin als globale Leitwährung aufrechtzuerhalten.

Gleichzeitig beobachten wir, dass sich alternative Machtzentren bilden. Die BRICS-Staaten, die einen signifikanten Teil der Weltbevölkerung repräsentieren, gewinnen zunehmend an Einfluss und entwickeln parallel Strukturen, die den US-Dollar umgehen. Die Förderung des Handels in nationalen Währungen sowie der Aufbau von Institutionen wie der Neuen Entwicklungsbank und eines unabhängigen Clearingsystems deuten darauf hin, dass ein tiefgreifender Wandel im internationalen Währungssystem bevorsteht. Die Gefahr einer Zuspitzung geopolitischer Konflikte, die unvorhersehbare und potenziell kriegerische Konsequenzen haben könnten, ist real.

Um diesen Entwicklungen konstruktiv zu begegnen und eine friedliche Transformation des internationalen Finanzsystems zu ermöglichen, schlagen wir vor, eine Weltwährungskonferenz (World Monetary Conference – WMC) einzuberufen. Diese Konferenz könnte einen Weg aufzeigen, der den USA einen respektvollen Ausstieg aus der Position des Leitwährungs-Inhabers ermöglicht, während gleichzeitig ein gerechter und stabiler Rahmen für eine multilaterale Weltwirtschaft geschaffen wird. Dabei könnte das Konzept einer internationalen Clearing Union (ICU), wie es bereits John Maynard Keynes 1944 skizzierte, als Grundlage dienen. Ein Uniondollar, der von allen bedeutenden Wirtschaftsakteuren, einschließlich der BRICS-Staaten, anerkannt wird, könnte als universelle Verrechnungseinheit fungieren.

Wir empfehlen, die Weltwährungskonferenz ähnlich wie die Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) zu gestalten und in einem neutralen Umfeld wie dem schweizerischen Genf stattfinden zu lassen, um das Vertrauen aller beteiligten Akteure zu gewinnen.
Für detailliertere Vorschläge verweisen wir auf die ausformulierten Konzepte zur ICU.

Mit freundlichen Grüßen, das Team des Forum Seitenstetten
Hochachtungsvoll gezeichnet: Hon. Univ. Prof. Dipl. in Law Heinrich Wohlmeyer und Josefa Maurer

P.S.: Eine Liste der unterstützenden Persönlichkeiten und Organisationen ist diesem Schreiben beigefügt.


Das Forum Seitenstetten schlägt ein Bündnis mit dem Arbeitstitel «Weltwährungskonferenz als Weg zum Frieden» vor. Das Bündnis hat ein Infoblatt «Schritte in Richtung friedensfähige Geldordnung» veröffentlicht.