Eigentlich sollte der deutsche Ethikrat mit seiner Vorsitzenden Alena Buyx in der Coronazeit unabhängig agieren. Es sah aber nicht danach aus. Unter Buyx veröffentlichte der Ethikrat acht Empfehlungen, die die Positionen der Bundesregierung stützten. Ein Brief aus dem Juni 2020 bestätigt nun die Verbindung zwischen Politik und Ethikrat. Die Vorsitzende schreibt darin an den damaligen Gesundheitsministerr Jens Spahn: «Lieber Herr Spahn», steht da, «bitte erlauben Sie, dass ich Ihnen auf diesem etwas informellen Weg für Ihr freundliches Schreiben (…) danke». Man sei als Ethikrat «mitten in der intensiven Arbeit», streite und schwitze und werde alles geben, um zu Fragen zur SARS-CoV-2-Immunität «bald eine Empfehlung vorzulegen».
Im letzten Absatz steht: «Besonders aber freue ich mich darauf Ihre Vorschläge und alle weiteren Fragen, die sich ergeben könnten, im persönlichen Gespräch zu erörtern und noch genauer zu erfahren, welche Wünsche und Ideen Sie für unsere Arbeit haben.» Zum Schluss: «Wir sind als Rat in der Findungsphase und ich als Vorsitzende auf der Lernkurve; nicht nur deswegen würde ich einen intensiven Austausch sehr begrüssen.»
Der Wirtschaftsethiker Christoph Lütge merkt gegenüber «Welt» an: «Einen solchen Ethikrat, der kein kritischer ist, kann man sich sparen.»
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