Ein Nutzer der Stadtbibiothek Münster wollte von der Bibliothek wissen, warum in einigen Büchern auf der ersten Seite Aufkleber mit dem folgendem Inhalt angebracht sind:
„Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“
Die Bibliothek fühlte sich zwar „auch der Meinungsfreiheit verpflichtet“, gab aber zu bedenken: „Allerdings haben auch öffentliche Bibliotheken einen Bildungsauftrag einzuhalten, der sich darauf bezieht inhaltlich Stellung zu nehmen, wenn Quellen in Büchern nicht nachweislich korrekt recherchiert sind, (…) bzw. wenn Bücher gefälschte Fakten und Thesen verbreiten (vorrangig im medizinischen Bereich bei umstrittenen Behandlungsmethoden).“
Es gibt einen zentralen Dienst, der Bibliothekaren bundesweit empfiehlt, die Leser vor einem unkritischen Lesen bestimmter Bücher zu warnen. Die Instanz, die sich berufen fühlt und anmasst, darüber zu entscheiden, was wissenschaftliche Wahrheit und korrekte politische Haltung ist, heißt Berufsverband Information Bibliothek (BIB) und sitzt in Hamburg. Offenbar sieht es dieser Berufsverband der Bibliothekare als Teil seines satzungsgemässen Dienstes „an der Entwicklung des Bibliotheks- und Informationswesens“, einen Index von Büchern mit unerwünschten Thesen zu erstellen. Die Bibliothekare vertreten also – so kommentiert Norbert Häring - die unwissenschaftliche Auffassung, dass es bei medizinischen Behandlungsmethoden und anderen wissenschaftlichen Streitfragen eine objektiv feststellbare Wahrheit gebe.
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