Der Club of Rome fordert ein monetäres Ökosystem
«Während 40 Jahren habe ich die Literatur über Nachhaltigkeit studiert», schreibt Dennis Meadows im Vorwort «und an hunderten von Konferenzen teilgenommen, … aber nie hörte ich jemanden, der das Finanzsystem als Ursache unseres Weges zum Kollaps erklärte.»
Das Buch «Geld und Nachhaltigkeit» des Club of Rome stellt die Fehlkonstruktion des Geldsystems und seine Folgen für die Umwelt dar und zeigt Wege aus den gegenwärtigen Krisen. Die brisanten Forschungsergebnisse verlangen eine Debatte jenseits aller Ideologien. Der Club of Rome kritisiert, dass unser gegenwärtiges «monetäres Paradigma einer Monokultur des schuldenbasierten, zinsbestimmten Geldes» strukturell instabil und nicht nachhaltig ist.
Fünf «monetäre blinde Flecken» diagnostizieren die Autoren: Unser gegenwärtiges Geldsystem hat einen prozyklischen Charakter, verstärkt also Aufschwung wie Abschwung. Zweitens fördert es kurzsichtiges Denken und Handeln. Drittens führen die Mechanismen des Zinseszinses zu zwanghaftem Wachstum. Daraus ergibt sich viertens eine Konzentration von Reichtum und fünftens eine Abwertung des Sozialkapitals, also des sozialen Kitts unserer Gesellschaft. Zudem werden die demokratischen Strukturen zersetzt, könnte ich noch ergänzen. Was absolut glaubwürdig dargestellt wird, hinterlässt bei mir Wut und Verzweiflung. Wut über das ungerechte Finanzsystem und Verzweiflung über die Ignoranz, den blinden ökonomischen Glauben und die Korruption der Finanzeliten.
Zivilisationszusammenbrüche in der Geschichte sind durch Konzentration von Reichtum, falsche Prioritätensetzung der Eliten und einer Verschlechterung der Umwelt verursacht worden. Alle drei Faktoren treffen heute zu. Die Autoren verfallen jedoch nicht in Resignation, sondern stellen neun Lösungsansätze vor. Es handelt sich immer um Komplementärwährungen mit einem positiven Einfluss auf die Lebensqualität und Nachhaltigkeit.
Das Buch ist ein «Muss» für alle, die sich Sorgen um unsere Zukunft machen. Es vermittelt eine komplexe Materie gut verständlich und die Quellenangaben erleichtern eine Vertiefung. Die Studie kritisiert zwar radikal unser gegenwärtiges Geldsystem, will es jedoch nicht überwinden, sondern ihm (nur) Komplementärwährungen an die Seite stellen. Ich bin nicht sicher, ob das reicht, aber vielleicht ist es ein guter Schachzug, um auch die Finanzeliten überzeugen zu können.
Bernard Lietaer, Christian Arnsperger, Sally Goerner, Stefan Brunnhuber: Geld und Nachhaltigkeit. Von einem überholten Finanzsystem zu einem monetären Ökosystem. Ein Bericht des Club of Rome/EU-Chapter. Wien, Berlin, München, 2013 (deutsche Übersetzung). Fr. 28.90/€ 20.–
Thomas Gröbly ist Dozent für Ethik und Nachhaltigkeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz sowie Inhaber des Ethik-Labors. www.ethik-labor.ch
Das Buch «Geld und Nachhaltigkeit» des Club of Rome stellt die Fehlkonstruktion des Geldsystems und seine Folgen für die Umwelt dar und zeigt Wege aus den gegenwärtigen Krisen. Die brisanten Forschungsergebnisse verlangen eine Debatte jenseits aller Ideologien. Der Club of Rome kritisiert, dass unser gegenwärtiges «monetäres Paradigma einer Monokultur des schuldenbasierten, zinsbestimmten Geldes» strukturell instabil und nicht nachhaltig ist.
Fünf «monetäre blinde Flecken» diagnostizieren die Autoren: Unser gegenwärtiges Geldsystem hat einen prozyklischen Charakter, verstärkt also Aufschwung wie Abschwung. Zweitens fördert es kurzsichtiges Denken und Handeln. Drittens führen die Mechanismen des Zinseszinses zu zwanghaftem Wachstum. Daraus ergibt sich viertens eine Konzentration von Reichtum und fünftens eine Abwertung des Sozialkapitals, also des sozialen Kitts unserer Gesellschaft. Zudem werden die demokratischen Strukturen zersetzt, könnte ich noch ergänzen. Was absolut glaubwürdig dargestellt wird, hinterlässt bei mir Wut und Verzweiflung. Wut über das ungerechte Finanzsystem und Verzweiflung über die Ignoranz, den blinden ökonomischen Glauben und die Korruption der Finanzeliten.
Zivilisationszusammenbrüche in der Geschichte sind durch Konzentration von Reichtum, falsche Prioritätensetzung der Eliten und einer Verschlechterung der Umwelt verursacht worden. Alle drei Faktoren treffen heute zu. Die Autoren verfallen jedoch nicht in Resignation, sondern stellen neun Lösungsansätze vor. Es handelt sich immer um Komplementärwährungen mit einem positiven Einfluss auf die Lebensqualität und Nachhaltigkeit.
Das Buch ist ein «Muss» für alle, die sich Sorgen um unsere Zukunft machen. Es vermittelt eine komplexe Materie gut verständlich und die Quellenangaben erleichtern eine Vertiefung. Die Studie kritisiert zwar radikal unser gegenwärtiges Geldsystem, will es jedoch nicht überwinden, sondern ihm (nur) Komplementärwährungen an die Seite stellen. Ich bin nicht sicher, ob das reicht, aber vielleicht ist es ein guter Schachzug, um auch die Finanzeliten überzeugen zu können.
Bernard Lietaer, Christian Arnsperger, Sally Goerner, Stefan Brunnhuber: Geld und Nachhaltigkeit. Von einem überholten Finanzsystem zu einem monetären Ökosystem. Ein Bericht des Club of Rome/EU-Chapter. Wien, Berlin, München, 2013 (deutsche Übersetzung). Fr. 28.90/€ 20.–
Thomas Gröbly ist Dozent für Ethik und Nachhaltigkeit an der Fachhochschule Nordwestschweiz sowie Inhaber des Ethik-Labors. www.ethik-labor.ch
14. September 2013
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