Dass Präsidenten die Presse meiden, ist nicht neu. Bill Clinton war in einen grossen Skandal verwickelt – der zum grossen Teil darauf beruhte, dass er bei einem Medieninterview bei einer Täuschung ertappt wurde – und lagerte seine Pressegespräche im Weissen Haus erfolgreich an einen Rechtsbeistand aus, um zu vermeiden, dass sein Pressesekretär oder er selbst in eine Falle gerieten.
Barack Obama warb damit, der transparenteste Präsident der Geschichte zu sein, und verfolgte dann Reporter als Kriminelle. Doch im dritten Jahr seiner Präsidentschaft hat Joe Biden weniger Pressekonferenzen abgehalten als jeder andere Präsident in der jüngeren Geschichte.
Es gibt einen Grund, warum Biden – und alle anderen Präsidenten – die Presse meiden: Auch wenn die Demokratie eine solche Rechenschaftspflicht von einem Präsidenten verlangt, sind Pressekonferenzen für sie definitiv riskant.
Es dauerte bis Ende März 2021, bis Biden seine erste Pressekonferenz abhielt, mehr als zwei Monate nach seiner Amtseinführung – die längste Zeit, in der ein neuer Präsident keine Pressekonferenz abhielt, seit 100 Jahren.
Im ersten Jahr seiner Amtszeit hielt Biden insgesamt 10 Pressekonferenzen ab. In den meisten dieser Konferenzen las er vorbereitete Texte vor und verliess die Konferenz, ohne Fragen der Reporter zu beantworten. Wenn er doch Fragen beantwortet, wendet er sich in der Regel nur an ausgewählte Reporter, die – wie er selbst sagt – "auf einer Liste stehen, die ich bekommen habe".