Antikriegstag: Die Bundeswehr bringt sich gegen Russland und China in Stellung.

Zugleich ist sie gezwungen, die Konsequenzen aus komplett gescheiterten Auslandseinsätzen zu ziehen – aus den Einsätzen in Afghanistan und in Mali.

Die Debatte dauert an, ob die Bundeswehr noch in Mali verbleiben soll, um den Einfluss Russlands in dem Land zu bekämpfen, oder ob sie die Truppen vielmehr abziehen soll, um sich andernorts in die Machtkämpfe des Westens gegen Russland und gegen China zu stürzen.

Parallel kehren deutsche Soldaten erstmals in einen der wenigen Einsätze zurück, den Berlin zumindest einigermaßen erfolgreich abgeschlossen zu haben glaubte: in den Einsatz in Bosnien-Herzegowina. In dem Land bleibt nicht nur der versprochene Aufschwung aus; es verarmt, wird von heftigen Konflikten erschüttert und ist sogar zunehmend vom Zerfall bedroht.

Das umfassende Scheitern der Bundeswehr in den Einsätzen der vergangenen 30 Jahre kontrastiert scharf mit der Ansicht, sich in etwaigen militärischen Konflikten mit Nuklearmächten erfolgreich behaupten zu können.

Im Rahmen der massiven Verstärkung der NATO-Truppen in Ost- und Südosteuropa beginnt die Bundeswehr laut Berichten in den nächsten Tagen mit der Verlegung eines Brigadestabes nach Litauen.[1] Der Stab wird eine neue Brigade mit 3.000 bis 5.000 Soldaten führen, die nicht permanent in Litauen stationiert sein wird, deren deutsche Truppenteile dort aber regelmäßig Manöver abhalten sollen.
Bislang war die Bundeswehr mit gut 1.000 Soldaten im Rahmen einer NATO-Battlegroup in Bataillonsstärke in Litauen präsent. Verstärkt werden die deutschen Brigadeeinheiten dabei laut Planungsstand durch Einheiten weiterer NATO-Mitgliedstaaten.

Um im Kriegsfalle schnell eingreifen zu können, stationiert die Bundeswehr Waffen sowie weiteres Kriegsgerät in Litauen; das heißt, dass nur noch Soldaten eingeflogen werden müssen, um an die Front vorzurücken. Das geht viel schneller vonstatten als der aufwendige Waffentransport.

Die deutschen Einheiten sind dabei an einer besonders heiklen Stelle stationiert – nahe der „Lücke von Suwałki“. Suwałki ist eine polnische Kleinstadt an der Grenze zu Litauen; dort ist die russische Exklave Kaliningrad weniger als 100 Kilometer von Belarus entfernt. Es wird spekuliert, Russland könne dort einen Landstreifen besetzen, um die baltischen Staaten vom Hauptterritorium der NATO-Staaten abzuschneiden.[2]

[1] Deutscher Brigadestab wird nach Litauen verlegt. Frankfurter Allgemeine Zeitung 23.08.2022
[2] S. dazu Im Zentrum der drohenden Konfrontation.

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German Foreign Policy: Die Bundeswehr am Antikriegstag, 1.9.22

01. September 2022
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