ARBEITSBEDINGUNGEN IM VERSANDHANDEL - Todesfall bei Amazon
Arbeiter stirbt in Leipziger Logistikzentrum. Viele nehmen Schmerzmittel. Konzern wird bestreikt

Auch mit Blick auf Schmerzen und Stress hatte Verdi rund um den umsatzstarken «Black Friday» am Freitag wieder tausende Beschäftigte zum Streik aufgerufen. In den «Fulfillmentcentern» in Leipzig, bei Bremen und Augsburg, in Bad Hersfeld, Dortmund, Koblenz, Rheinberg, Werne und Winsen (Luhe) legten die Kollegen die Arbeit nieder. Sie kämpfen unter anderem für einen Tarifvertrag «gute und gesunde Arbeit».

Als Reporter sich vor Ort erkundigen wollten, wurden die Beschäftigten angewiesen, sich nicht zu dem Todesfall zu äussern. Sie sollten die Journalisten an die Pressestelle von Amazon verweisen. Das berichtete ein Arbeiter vom Amazon-Logistikzentrum in Leipzig, der vor Ort war, als sein Kollege beim Sortieren der Pakete zusammenbrach, am Freitag gegenüber Junge Welt.

Geschehen war das bereits am 15. August kurz vor Ende der Frühschicht. Bekannt wurde der Fall aber erst diese Woche durch die Rechercheplattform Correctiv. Der Arbeiter des Handelsriesen, der anonym bleiben möchte, schätzte seinen Kollegen auf «Mitte, Ende 40». Seine Aufgabe war es, Pakete in Container zu sortieren. «Mehrere 100 pro Stunde.» Das schwerste wiege mehr als 20 Kilogramm. Besonders die Frühschicht sei anstrengend. Nach der halbstündigen Pause werde nonstop durchgearbeitet, so der Amazon-Arbeiter. Viele Beschäftigte nähmen Schmerzmittel, bevor sie zur Schicht kommen, sagte Betriebsratsmitglied Thomas Rigol am Freitag gegenüber Junge Welt.

Informationen über Arbeitsschutz und Rechte am Arbeitsplatz verteilte Verdi am Freitag auch unter Amazon-Fahrern in Völklingen. In der Regel seien sie bei Subunternehmen beschäftigt und müssten 250 bis 300 Pakete pro Tag ausliefern. In acht Stunden kaum zu schaffen. Bis zu 31 Kilogramm seien momentan erlaubt, erklärte Mike Kirsch vom Verdi-Bezirk Rheinland-Pfalz und Saarland im Gespräch mit jW. Die Gewerkschaft fordert unter anderem ein Verbot von Subunternehmen und Werkverträgen in der Kurier-, Express- und Paketbranche. Bei Versandhändlern wie Amazon, Hermes oder DPD sind sie aber bislang üblich. Mit welchen Folgen, zeigt ein weiterer Todesfall, der am Donnerstag bekanntgeworden war. In Grossbritannien starb der DPD-Kurrier Warren Norton nach sieben Tagen Arbeit in seinem Wagen auf dem Parkplatz des DPD-Lagers im englischen Dartford.

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