Real Game of Thrones: Habemus Imperator
Grosse Sprünge mit leerem Beutel – wie Donald der Erste seine Känguruh-Ökonomie durchsetzen will.
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(Screenshot youtube / The Real MLordandGod)

Wie zu erwarten liess sich Donald für die Krönungsfeierlichkeiten nicht lumpen und richtete ein prächtiges Fest aus, zu dem er gekrönte Häupter aus der ganzen Welt eingeladen hatte.

Interessanter als die Gästeliste mit Freunden und Familie und den üblichen Ultrareichen ist bei solchen königlichen Feierlichkeiten aber ohnehin seit jeher die Liste der Nicht-Eingeladenen. Zum einen, weil diese Personen bekanntlich aus Neid und Eifersucht zu üblen Rachefeldzügen neigen – und insofern im Geschichtsverlauf im Auge behalten werden müssen – zum anderen und vor allem aber, weil es sich um die königliche Liste der ZIPs (Zero Important Persons) handelt, die für Donalds MEGAMAGA-Pläne und den TRUMPUTIN-Deal unbedeutend sind.

Wozu auch die meisten Amts,-und Würdenträger aus den europäischen Kolonien zählen, einschließlich des Vereins “EU” und seiner Vorsitzenden Ursula, die wegen ihrer schusssicheren Betonfrisur auch “Panzer Uschi” genannt wurde; sowie auch der abgeschaltete Ampelkanzler Olaf der Stumme, der sich ohne ein Widerwort von “Sleepy Joe” die Nordstrom-Energieader abklemmen lies und der abgewählte Frankenherrscher Macron, der einfach nicht abtreten will.

Von den Regierenden aus dem alten Europa bekam nur die fesche Fascho-Queen Meloni, die unlängst mit dem Ultrareichen Elon geflirtet hatte, die Einladung der Thronbesteigung Donalds in der ersten Reihe beizuwohnen.

Doch auch sie muss wie alle Vasallen künftig das rigide Zollregiment befürchten, das Donald für die europäischen Kolonien angekündigt hat, sowie die exorbitanten Tarife für alle, die weiter bei NATOstan dabei sein wollen.

Sagenhafte 5 Prozent des gesamten Umsatzes eines Landes, der BIP genannt wird – so hat Imperator Donald verkündet – sollen künftig fällig werden, wenn es weiter in den Genuss des “Schutzschirms” dieses Bündnisses kommen will.

Die Forderung ist in vielen Ländern bereits auf großes Kopfschütteln gestoßen. Zum einen, weil sie um Dimensionen alles übersteigt, was im privaten Schutzgeldgewerbe als angemessen gilt – die als “Mafia” oder “Clans” bekannten Marktführer auf diesem Gebiet orientieren sich bei ihrer Preisgestaltung an einem Prozentsatz vom Gewinn eines Unternehmens und nicht am Gesamtumsatz – und zum Anderen, weil sich viele fragen, ob dieser “Schutz” wirklich solche Unsummen wert ist und was eigentlich droht, wenn man bei der NATOstan-Muckibude kündigt und in Sachen “Sicherheit” künftig auf Heimtraining setzt?

Schlägt dann morgen, oder übermorgen, der “Ultraböse” zu, demoliert meinen Laden und vergewaltigt die Kassiererin? Oder schickt der Imperator ein paar “Farbenrevolutionäre”, die mir den Laden aufmischen damit ein neuer Geschäftsführer dann die 5 NATOstan- Prozent abdrückt?

Und: was kann ein Beschützer überhaupt leisten, der gerade von einer Sandalentruppe aus Afghanistan verjagt wurde und in der Ukraine mit seinen modernsten Waffen samt einer riesigen Stellvertreterarmee vernichtend geschlagen wird? Auch wenn in den verschiedenen NATOstan-Kolonien diese Fragen von den Amtsinhabern noch nicht wirklich laut gestellt wurden, weil man den Zorn des Imperators fürchtete, drängten Donalds Forderungen sie zunehmend auf. Vor allem, weil diese Truppe in den letzten Jahrzehnten eigentlich niemanden ihrer Mitglieder Schutz gewährt hatte – was mangels irgendwelcher Angriffe auch gar nicht nötig war – sondern stattdessen auf Befehl von Washington überall auf der Welt selbst Angriffe führte und diverse Königreiche zertrümmerte, die kein Schutzgeld an das Imperium zahlen wollten.

Auch wenn man sich in NATOstan nach wie vor “Verteidigungsbündnis” nannte, hatten diese Aktivitäten rein gar nichts mehr mit Heimatschutz und gegenseitiger Nothilfe zu tun, es waren Raubzüge, um Macht und Bodenschätze für das exzeptionalistische Königreich zu sichern.

Was für die europäischen Vasallen freilich kaum Beute, sondern reichlich Kosten einbrachte. Sowie Unmengen von Vertriebenen, die ihnen nun auf der Tasche lagen, weil sie vor den NATOstan-Bomben aus ihrer Heimat flüchten mussten.

Deshalb ist es durchaus möglich, dass sich unter Donalds neuer Tarifordnung künftig einige zum Austritt aus diesem Club entschließen könnten und ihre militärische Blockfreiheit und Neutralität erklären. Wie das Imperium auf solche Unbotmäßigkeit abspenstiger Kolonien reagieren wird, bleibt abzuwarten.

Donalds Ankündigung, alle Länder mit Sanktionen zu bestrafen, die Geschäfte mit dem neuen Wirtschaftsverbund BRICS machen und sie nicht in der “Dollar” genannten Währung des exzeptionalistischen Königreichs abwickeln, deutet aber bereits an, wie der neue Imperator mit abspenstigen Provinzen umzugehen gedenkt.

Dass es Donalds Vorgängern nach dem letzten Weltkrieg gelungen war, dass alle Länder ihren Handel mit Bodenschätzen wie Kohle, Öl und Gas in “Dollar” abwickeln, hatte dem Königreich große Vorteile gebracht: weil alle Welt Dollars brauchte, konnte es Unmengen davon produzieren, ohne dass sie an Wert verloren, wie es normalerweise mit Währungen geschieht, wenn sie in Unmengen ausgegeben werden.

Indessen konnte der Zauber des “Petro-Dollars”, wie die magische Währung genannt wurde, nur mit eiserner Faust aufrecht erhalten werden, denn er funktioniert nur solange, wie sich alle daran halten. Aus diesem Grund wurden bekanntlich in neuerer Zeit König Saddam Hussein, der Herrscher des Irak, sowie der “Gadhafi” genannte König von Libyen ermordet und beseitigt, die es gewagt hatten, ihre wertvollen Rohstoffe in Gold oder anderen Währungen abzurechnen.

Der neue BRICS-Verband, in dem viele große Länder jenseits von NATOstan mittlerweile Handel treiben und sich die Zahlungsmittel nicht mehr vorschreiben lassen, droht nun, den Petro-Dollar zu entzaubern. Denn anders als bei den wehrlosen Ländern von Saddam oder Gadhafi, die man kurzerhand erledigen konnte, bekäme man es jetzt mit schwer bewaffneten riesigen Armeen zu tun. Allen voran mit dem wegen Oreschnik unbesiegbaren Bären Russland und dem chinesischen Großdrachen, die sich ihre tatsächlich exzeptionalistische Ökonomie nicht von einem völlig überschuldeten und industriell abgewirtschafteten Königreich diktieren lassen werden.

Wenn sie sich auf eine gemeinsame BRICS-Währung einigen, wird die Magie des Dollars endgültig verschwínden. Ob Donald diesen Trend mit seinem Zoll,-und Sanktionsregiment aufhalten kann, ist sehr fraglich. Da die Produktion im Lande schwächelt, die Staatsschulden mittlerweile von Astronomen berechnet und die Rückzahlung auf Termine verlegt werden, die “St.Nimmerleinstag” heißen, sieht es finster aus mit der Wirtschaft im exzeptionalistischen Königreich.

Um sie irgendwie am Laufen zu halten, wird dem Imperator nichts anderes übrig bleiben, als mehr Tribut aus den europäischen Kolonien zu pressen, sie mit dem Einkauf überteuerter Waffen in den Ruin zu treiben und die verbliebenen Industrieperlen befreundeten Ultrareichen zuzuschanzen. Also das “business as usual” in niedergehenden Imperien, die noch nicht gemerkt haben, dass ihre Zeit vorüber ist und statt auf Gesundschrumpfen weiter auf Expansion setzen. So rief denn auch Donald ganz in diesem Sinne bei seiner Inauguration nicht weniger als ein kommendes “Goldenes Zeitalter” für das exzeptionalistische Königreich aus, das er “noch heute” einläuten werde, um es “noch exzeptionalistischer” zu machen.

Mit zweihundert Dekreten, Erlassen und Verfügungen, die umgehend in Kraft treten, legte er sofort große Dynamik an den Tag – und gab ganz in klassischer Imperatoren-Tradition eine Gedenkmünze heraus, die zwar nicht mit seinem Porträt, sondern als digitaler Donald-Taler geprägt wird, ihm aber über Nacht schon mehr als 8 Milliarden Dollar eingespielt hat. Nicht schlecht und ein schöner Start für Donalds als Känguru-Ökonomie bekannt gewordene Wirtschaftspolitik: Große Sprünge mit leerem Beutel.

In seiner Festrede betonte der König, dass er ein “Vermächtnis als Mann des Friedens” hinterlassen will, doch wie das mit seinen MEGAMAGA-Plänen und “Noch Exzeptionalistischer”-Werden zusammengehen soll, ist rätselhaft. Zumal er, was die Realität des verlorenen Ukrainekriegs betrifft, noch immer den Phantasien anzuhängen scheint, dass der “Ultraböse” geschwächt sei und schon “eine Million” Krieger verloren hätte, was aber tatsächlich nicht auf König Wladimir, sondern auf das “Grüne T-Shirt” in Kyyyw zutrifft.

Mit derart verdrehten Tatsachen im Kopf kann das nichts werden mit Pax Trumputin und einem Vermächtnis als großer “Peace Keeper”; man kann nur hoffen, dass die tapfere Tulsi, die Donald als Direktorin der unsichtbaren Meister und Spione nominiert hat, ihm beim königlichen “Briefing” künftig realistische Lageberichte liefern wird.

Denn, so meint Donalds finsterer ehemaliger Berater Steve “Darth Vader” Bannon, den man zwischenzeitlich ins Gefängnis gesteckt hatte: wenn Donald den ungewinnbaren Krieg nicht sofort beendet und sich weiter hinein ziehen lässt, wird ihm das gesamte Debakel später angehängt und vorgeworfen werden – so wie einst der von König Johnson verantwortete Vietnam-Krieg seinem “Tricky Dick” genannten Nachfolger Nixon in die Schuhe geschoben werden konnte.

Dass sich unter den Nicht-Eingeladen bei den Krönungsfeierlichkeiten auch das “Grüne T-Shirt” befand, deutet unterdessen an, dass Donald auf Distanz zu dem Pleiteobjekt “Ukraine” gehen wird. Als gewiefter ehemaliger Baulöwe weiß er natürlich, dass man zwecks Konkursverwaltung den alten Geschäftsführer nicht bewirten, sondern abservieren muss, und als gewiefter ehemaliger Bühnenstar kennt er dazu die drei magischen Worten, mit denen er einst im ganzen Königreich berühmt wurde: You Are Fired!


Mathias Bröckers ist Autor von über 30 Büchern, zuletzt von

Inspiration – Konspiration – Evolution. Gesammelte Berichte aus dem Überall,  Fifty-Fifty (Juni 2024), 464 Seiten, 30 Euro und 
Vom Ende der unipolaren Welt,  Fifty-Fifty (Oktober 2022),  288 Seiten, 20 Euro

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