Auch wir sind Nachbarn, lieber WWF!
Wo das grosse Umweltsparpotenzial liegt
«Liebe Nachbarn, wegen dringender Reparaturen am Klima müssen wir unsere Energieversorgung umstellen.» Wer als Mensch, der das ungeahnte Potenzial lebendiger Nachbarschaften fördern will, einen solchen Satz liest, dem schlägt das Herz höher. Besonders wenn er vom World Wildlife Fund (WWF) stammt.
Doch die Freude kommt zu früh. Der WWF will nicht plötzlich die nachbarschaftliche Energieversorgung durch gemeinsam betriebene Solar-Anlagen oder Blockheizkraftwerke fördern. Er setzt sich auch nicht für eine Reduktion des Einkaufsverkehrs ein, indem in den Quartieren Vertragslandwirte Lebensmittel für den Alltagsbedarf anbieten, mit kurzen Transportwegen und vielleicht sogar in Bio-Qualität.
Die «lieben Nachbarn» in der neusten Kampagne des WWF sind nicht die Nachbarn im Quartier, sondern die Mitbewohner auf der Erde. Das ist natürlich nicht falsch. Und es ist sicher nützlich, wenn wir Geothermie-Projekte Brasilien, Stromspargeräte für China und Energiesparlampen in Entwicklungsländern finanzieren, wie dies der WWF vorschlägt.
Aber viel richtiger wäre es, unsere anonymen Quartiere zu lebendigen und nachhaltigen Nachbarschaften umzubauen. In solchen Siedlungen, das zeigen Studien aus Deutschland, lässt sich mit 2000 Watt bestens leben, statt heute durchschnittlich 6000 Watt. Da liegt das ganz grosse Umweltpotenzial. Aber um es zu realisieren, reicht es nicht, den Einzahlungsschein eines Spendeaufrufs auszufüllen. Da müssen Planer, Bewohner, Energiefachleute, Bauträger, Landwirte und Leute zusammenspannen, die etwas von der Fülle des einfachen Lebens verstehen. Das geht über den Horizont einer einzigen Umweltorganisation, selbst von der Grösse eines WWF. Da braucht es die enge Zusammenarbeit vieler Organisationen. Das ist vielleicht nicht besonders gut fürs Spendenmarketing, aber ein enormes Plus für die Umwelt. Denn die Umstellung der Energieversorgung muss nicht auf Madagaskar beginnen, sondern bei uns und mit unseren Nachbarn.
An dieser Stelle ist ein Zwischengedanke unumgänglich: Es ist unsinnig, wie dies der WWF will, in einem Land ohne geordnete Entsorgung wie Madaskar 600’000 giftige Energiesparlampen zu verteilen. Die quecksilberhaltigen Dinger landen früher oder später in der Umwelt, wo sie mehr schaden, als sie je nützen konnten.
Lieber WWF, die Nachbarschaft beginnt an der Haustüre, und hier liegt das ganz grosse Sparpotenzial, das wir nur gemeinsam heben können, auch mit Organisationen wie dem WWF. Neustart Schweiz zeigt, wie es geht. Und der neuste Zeitpunkt mit dem Schwerpunktthema «Der Mensch braucht Nachbarschaft» auch – wenn etwas Eigenwerbung erlaubt ist.
Offener Brief an Dr. Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz (pdf)
Doch die Freude kommt zu früh. Der WWF will nicht plötzlich die nachbarschaftliche Energieversorgung durch gemeinsam betriebene Solar-Anlagen oder Blockheizkraftwerke fördern. Er setzt sich auch nicht für eine Reduktion des Einkaufsverkehrs ein, indem in den Quartieren Vertragslandwirte Lebensmittel für den Alltagsbedarf anbieten, mit kurzen Transportwegen und vielleicht sogar in Bio-Qualität.
Die «lieben Nachbarn» in der neusten Kampagne des WWF sind nicht die Nachbarn im Quartier, sondern die Mitbewohner auf der Erde. Das ist natürlich nicht falsch. Und es ist sicher nützlich, wenn wir Geothermie-Projekte Brasilien, Stromspargeräte für China und Energiesparlampen in Entwicklungsländern finanzieren, wie dies der WWF vorschlägt.
Aber viel richtiger wäre es, unsere anonymen Quartiere zu lebendigen und nachhaltigen Nachbarschaften umzubauen. In solchen Siedlungen, das zeigen Studien aus Deutschland, lässt sich mit 2000 Watt bestens leben, statt heute durchschnittlich 6000 Watt. Da liegt das ganz grosse Umweltpotenzial. Aber um es zu realisieren, reicht es nicht, den Einzahlungsschein eines Spendeaufrufs auszufüllen. Da müssen Planer, Bewohner, Energiefachleute, Bauträger, Landwirte und Leute zusammenspannen, die etwas von der Fülle des einfachen Lebens verstehen. Das geht über den Horizont einer einzigen Umweltorganisation, selbst von der Grösse eines WWF. Da braucht es die enge Zusammenarbeit vieler Organisationen. Das ist vielleicht nicht besonders gut fürs Spendenmarketing, aber ein enormes Plus für die Umwelt. Denn die Umstellung der Energieversorgung muss nicht auf Madagaskar beginnen, sondern bei uns und mit unseren Nachbarn.
An dieser Stelle ist ein Zwischengedanke unumgänglich: Es ist unsinnig, wie dies der WWF will, in einem Land ohne geordnete Entsorgung wie Madaskar 600’000 giftige Energiesparlampen zu verteilen. Die quecksilberhaltigen Dinger landen früher oder später in der Umwelt, wo sie mehr schaden, als sie je nützen konnten.
Lieber WWF, die Nachbarschaft beginnt an der Haustüre, und hier liegt das ganz grosse Sparpotenzial, das wir nur gemeinsam heben können, auch mit Organisationen wie dem WWF. Neustart Schweiz zeigt, wie es geht. Und der neuste Zeitpunkt mit dem Schwerpunktthema «Der Mensch braucht Nachbarschaft» auch – wenn etwas Eigenwerbung erlaubt ist.
Offener Brief an Dr. Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF Schweiz (pdf)
19. Mai 2011
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