Autobauer stellt die ökologische Sinnhaftigkeit von E-Autos in Frage
Lars Hirsekorn arbeitet seit 1994 bei VW in Braunschweig und gab National Geographic ein Interview.

Volkswagen prüft aktuell, ob es ein neues Werk für Elektroautos am Stammsitz in Wolfsburg bauen wird. Aus technischen Gründen steht die Umsetzung momentan in Frage. Doch schon jetzt gibt es kritische Stimmen, auch aus der Belegschaft selbst. Darunter Lars Hirsekorn, der seit 1994 bei VW in Braunschweig arbeitet. Zuletzt war er als Anlagenführer in der Kolbenstangenfertigung beschäftigt. Seit Mai 2022 ist er freigestellter Betriebsrat. Im Interview mit National Geographic spricht er für sich, nicht den gesamten Betriebsrat. Auszüge: 

«Wir brauchen andere Konzepte für einen großen, flächendeckenden, guten öffentlichen Verkehr. Der privatisierter Individualverkehr muss einfach weniger werden.»

[...]

«Kleine (Elektro)autos können für kurze Strecken durchaus sinnvoll sein. Wenn sie nur 2000 Kilometer im Jahr fahren und dafür 30 Jahre halten. Aber nichts ist schlimmer im Energieverbrauch als ein großes, schweres Elektrofahrzeug. Die Basis solcher SUVs ist so schwer, dass das Fahrwerk wirklich extrem stark sein muss. Allein bei der Herstellung dieses Fahrwerkes brauchen wir wohl mehr als das Doppelte der Energie, als bei einem vergleichbaren Verbrenner. Die Kolbenstangen in den Dämpfern sind zum Beispiel wesentlich stärker, es braucht viel mehr Material, das wiederum gehärtet werden muss. Wenn 2,5 Tonnen mit 180 Kilometer pro Stunde über die Autobahn fegen und eine Vollbremsung machen, dann muss das Fahrwerk wirklich gut gebaut sein.

Um solche schweren E-Autos herzustellen, wird viel mehr Strom benötigt als bei Benzinern – und der Strom wird heute nicht ökologisch produziert. Allein um den bundesweit benötigten Stahl nachhaltig mit grünem Wasserstoff herzustellen, bräuchte es einen enormen Ausbau regenerativer Energien. Tatsächlich brauchen wir den umweltfreundlich produzierten Stahl, um Straßenbahnen und Busse zu bauen. Um darüber hinaus Autos zu produzieren, gibt es nicht genug grüner Energie».

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