Big Brother kommt auf Samtpfoten

Das „Kursbuch Datenschutz“ ist ein umfassender Ratgeber und ein kritisches Plädoyer für den Schutz der Privatsphäre

Zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer und dem Ende der realsozialistischen Diktatur scheint die flächendeckende Bespitzelung nicht mehr ausschliesslich vom Staatsapparat auszugehen, sondern wird – wie andere ehemals hoheitliche Aufgaben auch – in die rührigen Hände der Privatwirtschaft gelegt. Deutsche Bahn, Telekom, LIDL – die Liste namhafter deutscher Unternehmen, die in letzter Zeit in Verruf geraten sind, liesse sich weiter fortsetzen. Gespeicherte Krankheitsprotokolle, Bewegungs- und Kommunikationsprofile, natürlich alles ohne Wissen der Betroffenen – die ökonomische Durchdringung aller Lebensbereiche orientiert sich nach wie vor an der alten Maxime, dass Wissen Macht bedeutet.

Auch das freiheitlich-demokratische Gemeinwesen lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Sicherheit seines Fortbestands gehen soll. Seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 ist hier nichts mehr, wie es einmal war: Von der Vorratsdatenspeicherung über das BKA-Gesetz bis hin zur automatisierten Kontenabfrage durch Finanzämter und Sozialbehörden reicht die Liste von fragwürdigen Überwachungs- und Kontrollmethoden der Behörden. Im Zuge der Bekämpfung von Terror, Geldwäsche und Steuerhinterziehung schossen die Politiker in den vergangenen Jahren nicht selten über das Ziel hinaus und stellten kaum noch die Frage nach der Verhältnismässigkeit der Mittel. Auch die Bürger selbst nahmen Einschränkungen ihrer informationellen Selbstbestimmung und zunehmende Überwachung mit bemerkenswertem Gleichmut hin. Und mehr noch: Im Zuge der multimedialen Möglichkeiten zur weltweiten Kommunikation im Internet wächst auch die Neigung zur Profilierung des Einzelnen, um nicht in der Masse der miteinander Vernetzten unterzugehen. Wo zu Beginn der achtziger Jahre noch gegen die banalen Erhebungen einer Volkszählung zu Felde gezogen wurde, stehen heute schon persönliche Profile, private Partyfotos und mehr oder minder peinliche Einlassungen in Blogs, Chats und Foren für den allgemeinen Zugriff bereit.

Das „Kursbuch Datenschutz – Der Ratgeber gegen den Röntgenblick“ der Journalisten Michael Brückner und Andrea Przyklenk rekonstruiert sorgfältig die dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre und gibt konkrete Tipps, wie die Privatsphäre geschützt werden kann. „Jeder Mensch hat ein Recht auf optimalen Schutz seiner persönlichen Daten und die Wahrung seiner ganz individuellen Geheimnisse“, so Michael Brückner. Denn die Geschichte lehre, dass immer dann Vorsicht geboten sei, wenn vermeintliche Sicherheit auf Kosten der Freiheit umgesetzt werde; aber auch dann, wenn grenzenlose Freiheiten – z. B. im Internet – die Sicherheit des Einzelnen bedrohten.

 
Michael Brückner / Andrea Przyklenk: Kursbuch Datenschutz – der Ratgeber gegen den Röntgenblick. Mankau Verlag,  2009. 15,- € (D) / 15,50 € (A), Broschur, 285 Seiten. ISBN 978-3-938396-33-9

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14. September 2009
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