Der Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg: Das sind die Fakten!
Die Mehrheit der deutschen Truppen standen stets an der Ostfront, wo sie auch die grössten Verluste erlitten, schreibt Ralph Bosshard, ehem. Oberstlt. im Generalstab in einer Analyse.

Jahrelang prägte das sogenannte „Normandie-Format“ die Versuche der Staatengemeinschaft, den Konflikt in und um die Ukraine mit friedlichen Mitteln zu lösen. Das Normandie-Format geht zurück auf ein Treffen der Staats- bzw. Regierungschefs der Länder der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition in der Normandie am 6. Juni 2014 aus Anlass des siebzigsten Jahrestags der Landung der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg.

Die Pflege der Erinnerung an die Operation „Overlord“ dient den damals beteiligten Nationen – allen voran den USA und Großbritannien – bis heute zur Legitimation ihres Führungsanspruchs in der Weltpolitik. Gerne wird dabei kolportiert, die alliierte Landung in der Normandie sei die entscheidende Operation des Zweiten Weltkriegs gewesen. Sie war wohl die spektakulärste Operation der Westalliierten im Zweiten Weltkrieg, aber die entscheidende war sie nicht.

In diesem Punkt wird die Geschichte instrumentalisiert, gerade jüngst auch wieder durch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der am 15. November in Bali den „D-Day“, die Landung der Alliierten in der Normandie, als „turning point“ , als Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges bezeichnete.

Mit ihrer Landungsoperation in der Normandie erfüllten die Westalliierten eine Forderung, welche die sowjetische Seite schon seit langem erhoben hatte: Die Errichtung einer zweiten Front in Europa war wohl das wichtigste Anliegen Stalins an die Westalliierten, seit das nationalsozialistische Dritte Reich die Sowjetunion am 22. Juni 1941 überfallen hatte.

Die sogenannte „Ostfront“ stellte von 1941 bis 1944 für die Deutschen den bei weitem bedeutendsten Kriegsschauplatz dar. Bis zur Landung in der Normandie erlitt die deutsche Wehrmacht mehr als 90 Prozent ihrer personellen Verluste an der Ostfront. Auch nach der Eröffnung neuer Fronten in Italien 1943 und in Frankreich 1944 kämpften bis Kriegsende stets zwischen 60 und 80 Prozent aller deutschen Heerestruppen an der Ostfront.

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