Die Kosten der Lebensmitteldiscounter

260 Aldi und Lidl Filialen sind in der Schweiz präsent- die meisten davon an Autostandorten.

Rund die Hälfte aller Detailhandelsverkaufsflächen in der Schweiz befinden sich heute an Autostandorten, vor 40 Jahren waren es noch 10 Prozent. Verbrauchermärkte, Einkaufs- und Shoppingcenter haben diese Standortpräferenz in den 70er Jahren lanciert, später kamen die Fachmärkte dazu, seit 2005 sind es die Lebensmitteldiscounter Aldi und Lidl.
Geschäftsmodell und -erfolg der beiden Discounter basieren auf tiefen Verkaufspreisen, was in grossen Teilen des Detailhandels auch in Zukunft ein wichtiger und gesuchter Marktvorteil sein wird. Der Preis für die Öffentlichkeit wird hingegen längerfristig hoch sein. Dies u.a. deshalb, weil der Flächenverbrauch und die ausgelöste Automobilität immens hoch sind.

Bis heute sind 260 Discounter der beiden Anbieter in der Schweiz präsent. Vorausgesetzt, sie halten an ihrer Absicht fest, wird im Jahr 2020, also in sechs Jahren, die Mehrheit der angestrebten 400 Standorte erschlossen sein. Das bedeutet dann in etwa 2 Millionen Quadratmeter besetzte Landfläche und 32‘000 bis 35‘000 Parklätze. Jährlich lösen diese Discounter damit 160 Millionen Autofahrten und 1,1 Milliarden Autokilometer aus. Damit werden im Jahr 2020 rund 12 bis 15 Prozent aller Autofahrten für Lebensmitteleinkäufe zu Aldi und Lidl führen.
Wohlverstanden, es geht hier nicht darum, Hindernisse für einzelne Geschäftsformate zu propagieren. Aber es scheint ernüchternd, dass ein Land wie die Schweiz über keine Strategie als Grundlage verfügt, wie Marktschliessungen, Marktversorgung und volkswirtschaftlicher Nutzen in Einklang gebracht werden können.
In diesem Kontext irritiert der Umstand, dass jede erdenkliche Gelegenheit genutzt wird, um auf die steigende Zahl von Energiestädten, die Notwendigkeit der Innenentwicklung und die Stärkung der Innenstädte hinzuweisen, das entsprechende Handeln im Widerspruch dazu steht. Stattdessen wird jeder Innenstadt-Parkplatz genau hinterfragt, obwohl dieser im Gegensatz zu Parkplätzen bei Autostandorten eine gute Ökobilanz aufweist.  
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Peter Kotz ist Geschäftsführer der InterUrban AG in Zürich, die sich als Kompetenzträger für Stadt- und Ortskerne, Zentrums- und Altstadtgebiete versteht. Er veröffentlicht einen regelmässigen Newsletter, der hier bestellt werden kann: www.interurban.ch
18. September 2014
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