Die Welt braucht ein UNO-Jahr der Musik

Aus den Südschweizer Alpen hat es mich in die «City of Brotherly Love» verschlagen, nach Philadelphia, Germantown ins inspirierende Haus von Sun Ra, dem grossen afroamerikanischen Musiker, Poeten, Philosophen, Komponisten und Orchesterleiter (1914-1993).
Es scheint mir, dass es einer musikalischen und allumfassenden kulturellen Erziehung bedarf, um das Gefühl für den gesellschaftlichen Organismus, für den Organismus Erde zu formen. Der deutsche Künstler Joseph Beuys prägte den Begriff des sozialen Organismus, eines komplexen gesellschaftlichen Körpers gebildet aus allen Mitgliedern der (Welt)Gesellschaft, worin beispielsweise der Geldfluss als Blutkreislauf gesehen wird. Es ist augenscheinlich, dass dieser Organismus nicht vollständig gesund ist, denn der Geldfluss bedient nur einen Teil des Organismus. Durch die permanente Unterversorgung eines nicht unerheblichen Teils der Weltbevölkerung bilden sich Krankheit, Gewalt, Zerstörung – Mangel an Trinkwasser, an Nahrungsmitteln, Hygiene, Gesundheitsfürsorge und Bildung.
Als Verantwortliche für die «uncool»-Festivals liegt mir die zeitgenössische Musik am Herzen und ich schlage den Vereinten Nationen das «Jahr der Musik» vor aus der Erkenntnis, dass Musik eine heilende Kraft besitzt und eine universelle Sprache darstellt, die geeignet ist, Verständigung jenseits der gesprochenen Sprachen bewirkt. Musik spricht von Schönheit und Liebe, von Träumen und Wünschen. Jede/r kennt die Verzückung, die Musik erzeugen kann, ein Zustand der Glückseeligkeit, der Bedürfnislosigkeit, der kosmischen Verbundenheit, ein Zustand auch, der geeignet ist, kreative Entwürfe zu finden. Ich bin der Ansicht, dass diese Art von Glückszuständen vitale Bedeutung haben.
Im Jahr der Musik sollten alle Konzerte gratis sein, um den Zugang zur Musik vom Geld unabhängig zu gestalten. Durch den musikalischen Austausch entstehen friedliche Kommunikation, Verständigung, Neugier, Zuneigung, Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft unabhängig von den politischen Strukturen. Sun Ra’s Rat an die Menschen des Planeten Erde, die sich zwar auf der richtigen Strasse befinden, aber in die falsche Richtung wandern:

What do you do when you know that you know
That you know that you’re wrong
You got to face the music
You got to listen to the cosmo songs.

Cornelia Müller

http://www.uncool.ch
14. Oktober 2007
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