Eine andere Art von Piraterie vor der Küste Somalias

Der Ständerat befürwortet den Einsatz von Schweizer Soldaten gegen somalische Piraten im Golf von Aden. Die Ständeräte werden natürlich nicht an dem Einsatz teilnehmen, so wenig wie Politiker in Washington, Moskau und Berlin selber am so genannten Krieg gegen den Terror in Afghanistan teilnehmen. Sie schicken junge Menschen in den Tod.

Jahrelang hat man die Meere vor der somalischen Küste leergefischt und den Giftmüll der Industrieländer in diesem Meer entsorgt, und hat nicht eingegriffen. 1991 begannen Fischereiflotten die Küsten Afrikas, besonders Somalias, illegal leer zu fischen. In Somalia klagten örtliche Fischerverbände bei der UNO gegen diesen Raubzug, aber das nützte nichts, es wurde auch von europäischen Schiffen aus weitergefischt. Seit 1991 fischten jährlich 700-1‘000 Schiffe illegal vor der Küste Somalias. Gegen diese Art von Piraterie wurde nie eingeschritten, obwohl Somalia jährlich schätzungsweise einen Schaden von 73-230 Millionen Euro erlitt, durch die wiederrechtliche Fischerei in seinen Hoheitsgewässern. Die einheimischen Fischer wurden um ihren Verdienst gebracht und die Bevölkerung hatte weniger zu essen. Europa dachte nie daran die Marine auszusenden, um dieser Fischfang Piraterie ein Ende zu setzen. (Voima 6/2009, Somalian kaksi piratismia) Auch in der Schweiz war nie die Rede davon Soldaten zu schicken. Wir wollten Thunfisch auf dem Teller haben, woher er kam interessierte uns nicht. Nach dem Tsunami von 2004 wurden an die Küsten Somalias giftige Abfälle angeschwemmt, speziell in Puntland, wo heute Piraten ihr Unwesen treiben. Seit 1990 dienten die Gewässer vor Somalia als billige Abfallgrube, da in Somalia keine funktionierende Regierung an der Macht war die dies hätte verhindern können. Die illegale Verklappung von Giftmüll vor der Küste Somalias soll pro Tonne 2,5 Euro gekostet haben. Ein ordentliche, fachgerechte Entsorgung hätte in Europa jedoch schätzungsweise bis zu 1‘000 Euro gekostet. Nach dem Tsunami erkrankten viele Menschen an der Küste Somalias, an Krebs, Hautkrankheiten, usw. Missgeburten häuften sich, besonders weil auch radioaktiver Müll im Meer entsorgt wurde und mit dem Tsunami angeschwemmt wurde. (Voima 6/2009, Somalian kaksi piratismia) Neben der der kriminellen Fischerei der reichen Länder und der illegalen Abfallentsorgung vor der Küste Somalias und den Piraten gibt es auch Positives zu berichten. (Siehe auch „Zürcher Hilfe für die bedrohte Stadt Merka“ von René Staubli, Tages Anzeiger 11. Mai 2009) In der somalischen Stadt Merka arbeiten zum Beispiel zwei Schweizer Organisationen, «Swisso-Kalmo» und der «Förderverein Neue Wege in Somalia». Magda Nur-Frei leitet mit ihrem Mann Shekton Nur das Tuberkulose-Spital von «Swisso-Kalmo». Sie lebt seit 20 Jahren in Merka. Der «Förderverein Neue Wege in Somalia», gegründet von Vre Karrer, betreibt in Merka ein Ambulatorium und eine Primar- und Sekundarschule mit über 1‘000 Schülern. Infos Swisso Kalmo: Förderverein Neue Wege in Somalia www.nw-merka.ch. Vertreter von beiden dieser Organisationen haben zusammen schon zweimal in Bern vorgesprochen. Aber die Beamten wiesen sie ab. Ihre Projekte könnten nicht unterstützt werden, hiess es, da Somalia kein Schwerpunktland schweizerischer Entwicklungshilfe sei. Dafür sollen nun zehn Millionen Franken investiert werden, um die Piraten mit Schweizer Soldaten zu bekämpfen, eine Piraterie die eine Mafia im Ausland organisiert und daran verdient, so gut wie an der illegalen Giftmüllentsorgung vor der Küste Somalias. Die Vorbereitung für die Kaperung der Schiffe erfolgt vom Ausland aus, unter anderem von London aus. Vom Ausland werden die Piraten informiert, wo sich die Schiffe befinden die es lohnt zu entern. (Piraterie per Laptop, Viele Entführungen von Schiffen vor der Küste Somalias werden von London aus gesteuert, wie der Martin Alioth, NZZ am Sonntag 23. August 2009)

09. September 2009
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