«Eine gute Zeitung ist wie Biogemüse»

Sinkende Inserateeinnahmen – da bleibt nur die Hoffnung auf jene, die den Preis für eine gute Zeitung zahlen. Sagt Min Li Marti.

Ein Auszug aus dem Interview von Christoph Schlatter mit Min Li Marti, Verlegerin der linken Wochenzeitung «P.S.», Chefin der SP-Fraktion im Zürcher Gemeinderat und Natinonalratskandidatin:
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Wenn das Zeitungsmachen nicht rentiert, muss es unterstützt werden. Wie am besten?





Ich halte die indirekte Presseförderung via Verbilligung der Zustellung für ein ganz gutes Modell – vergleichbar vielleicht mit der leider abgeschafften Buchpreisbindung. Natürlich, von der Giesskanne profitieren immer auch ein paar, die es nicht nötig hätten. Aber sie kommt ohne staatliche Qualitätsaufsicht aus, wo sofort alle «Zensur!» schreien und wo auch gleich wieder viel Bürokratie entsteht. Theoretisch wäre das System elegant – faktisch trifft das mittlerweile leider nicht mehr zu ... Die Frage ist ohnehin, ob es reicht. Zudem braucht es ein analoges Modell für Onlinemedien.








Die Tamedia fährt eine extrem aggressive Strategie, kauft alles auf, was sich in ihrem Milieu bewegt, trimmt die Firma auf Rendite. Und die Besitzerfamilie saugt jedes Jahr zweistellige Millionenbeträge aus dem Unternehmen.








Ich beobachte diesen Wandel mit Sorge. Klar: Auch der Verleger von 1960 wollte schön in einer Villa wohnen und vielleicht eine Yacht besitzen oder ein wenig Kunst sammeln. Aber er hatte doch auch eine Affinität zur Zeitung und ein Wissen darum, dass sich so etwas anders anfühlt, als Autos oder Waschmittel zu verkaufen. Heute scheinen die Manager weitgehend austauschbar und unterstehen dem Profitdruck.






Gibt es unter diesen Bedingungen überhaupt eine Zukunft für linke Publikumsmedien? Da musst du jetzt fast Ja sagen, nicht wahr ...



Ich hoffe es. Ich bin nicht absolut sicher. Als eine, die vor wenigen Jahren noch behauptet hat, kein Mensch werde diese unförmigen Smartphonedinger kaufen, bin ich nicht zwingend die Seherin vom Dienst. Und klar: Die Entwicklungen sind für niemanden günstig, also auch für ein linkes Presseprojekt nicht. Wenn überall die Inserateeinnahmen schrumpfen, dann tun sie das auch bei uns – halt einfach von eh schon wenig auf fast null. Aber so, wie es Leute gibt, die Biogemüse kaufen und Eier von glücklichen Hühnern und die dafür etwas tiefer in den Geldbeutel langen, so zähle ich darauf, dass es Menschen gibt, die bereit sind, sich eine gute Zeitung zu leisten oder dafür zu spenden.



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Das ganze Interview lesen: www.infosperber.ch/Artikel/Medien/Medien2




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Liebe Zeitpunkt-Leser_innen: Sind wir auch Biogemüse? Wir hoffen es. Und bei uns können Sie nach wie vor den Abopreis selber bestimmen.