Grünen-Aussenpolitiker Jürgen Trittin sagt für den Herbst Druck des Westens auf Kiew voraus, den Krieg mit Verhandlungen zu beenden
Brasilien, China und Saudi-Arabien arbeiten schon jetzt auf Frieden hin.

Entsprechende «Signale» habe es unlängst aus der US-Administration gegeben, sagte Trittin. Ursache sei ein Stimmungsumschwung in der US-Bevölkerung, der die weitere Unterstützung für die Ukraine im bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf nicht ratsam erscheinen lasse.

Während sich damit abzeichnet, dass Kiew einen Kurswechsel vollziehen muss, intensivieren mehrere Staaten außerhalb des transatlantischen Westens den Einsatz für einen Waffenstillstand. So setzt Brasilien seine Bemühungen um Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine fort.

Wie der Aussenminister Saudi-Arabiens, Prinz Faisal bin Farhan al Saud, nach Besuchen in Kiew und in Moskau mitteilt, treibt auch Riad entsprechende Aktivitäten voran. Laut Berichten wird in Kürze Chinas Präsident Xi Jinping zu Gesprächen in Russland erwartet; demnach will er anschließend mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenski sprechen. Anders als der Westen begrüßt Selenskj die Verhandlungsinitiativen schon jetzt.

Der brasilianische Außenminister Mauro Vieira traf am 1. März am Rande des Treffens mit seinen G20-Amtskollegen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zusammen; dabei besprachen beide auch die Lage im Ukraine-Konflikt. Brasilien dringe auf einen Waffenstillstand, spreche sich aber gleichzeitig weiter gegen die westlichen Russland-Sanktionen aus, hieß es anschließend.

Einen Tag später, am 2. März, führten Lula und sein ukrainischer Amtskollege Selenski ein Onlinegespräch, in dem Lula explizit feststellte, Brasilien wünsche „mit anderen Ländern zu sprechen und an jeglicher Initiative teilzunehmen, um Frieden und Dialog zu schaffen“.

Auch in Westeuropa deutet sich ein Kurswechsel an; so hätten Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Kanzler Olaf Scholz dem ukrainischen Präsidenten bei dessen Besuch in Paris am Abend des 8. Februar erklärt, er müsse „beginnen, Friedensgespräche mit Moskau in Betracht zu ziehen“. Es gelte, „schwierige Entscheidungen“ zu treffen.

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