Die Bürger in Wut (BiW) haben bei der Bremer Bürgerschaftswahl stark zugelegt, in Bremerhaven liegen sie auf Platz zwei. Besonders das Bremerhavener Ergebnis schockiert Vertreter anderer Parteien. Im Land Bremen haben die BiW nach Hochrechnungen aus der Wahlnacht 7,1 Prozentpunkte zugelegt, in Bremerhaven fällt das Plus mit 15 Prozentpunkten sogar zweistellig aus. Die dortige CDU-Bürgerschaftsabgeordnete und Spitzenkandidatin Christine Schnittker sagt, die Partei müsse sich jetzt Gedanken machen, wie man auf die Protestwähler reagiere.
Inhaltlich gibt es in Bremerhaven Vorwürfe, die Landesregierung kümmere sich zu wenig um die Stadt. Eingestürzte Kajen, der kollabierte Molenturm – Themen, für die der Senat zuständig ist. Aber auch Arbeitsplatzabbau und fehlende Perspektiven im Hafen oder ein mangelndes Sicherheitsempfinden zählen für manche Menschen in Bremerhaven dazu.
Hinzugekommen sind Wählerinnen und Wähler der AfD, die gewechselt sind, weil diese bei der Bürgerschaftswahl nicht antreten durfte. Laut Infratest Dimap haben zwei Drittel der BiW-Wählerinnen und -wähler gesagt, dass sie von den anderen Parteien enttäuscht sind. Interessant: Auch vom anderen Ende der politischen Skale wechselten Wählerinnen und Wähler zu den BiW: Von den Linken und den Grünen waren es jeweils 500.
Während die Bürger in Wut einen grossen Erfolg feierten, hatten die Grünen Katzenjammer: Standen noch die Grünen in Bremen zu Beginn des Jahres in den Umfragen bei 20 Prozent so ist der Absturz auf nun 11,7 Prozent in ihrer Hochburg geradezu dramatisch. Verloren haben die Grünen an diesem Sonntag in alle Richtungen, wie Untersuchungen der Wählerwanderungen ergaben. Denn nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Infratest-Dimap haben die Grünen sowohl nach links als auch nach rechts verloren: So gaben sie rund 9000 Stimmen an die SPD ab, rund 3000 an die Linkspartei; jedoch auch 2000 Stimmen an die CDU und 500 an die FDP sowie auch 500 Stimmen an «Bürger in Wut» ab.