Barfusspfade: Spüren, wie die Erde sich anfühlt

Schuhe ausziehen, loswandern, die Erde spüren, wie sie ist. Barfusspfade führen über feinen Grund, ansonsten unterscheiden sie sich kaum von anderen Wanderpfaden – aber sie wirken anregend. Beim Barfusspfad in Oppligen bei Thun läuft man über Waldboden, Teppiche aus Tannenzapfen und durch eine Wassertretstelle. Am Wegrand überraschen Skulpturen: Steinmännchen, ein Zwerg, eine Spinne aus Holz, darüber eine Fliege auf einem Tannenast. Aus einer Idee erwächst die andere; wer Lust hat, kreiert ein neues Natur-Kunstwerk. Entstanden ist der Barfusspfad in einer kleinen Not: Thesi und Kurt Dietrich störten sich an den durch Forstarbeiten holprig gewordenen Waldwegen und legten einen schmalen, ebenen Pfad an.


Ein anderer, knapp fünf Kilometer langer Barfusspfad liegt in Jakobsbad bei Appenzell. Das Wandern wird dort zum Erlebnis – auf halber Strecke kann man die Arme in einem Brunnen baden, wie es Dr. Sebastian Kneipp, Erforscher von Wasserkuren, empfohlen hat. In Gontenbad befindet sich ein Naturmoorbad für den ganzen Körper.



60 000 verkümmernde Nerven


Kurt Dietrich schwört auf die gesunde Wirkung des Barfuss-Gehens. Nicht immer steckte der Mensch seine Füsse tagein tagaus in Socken und Schuhe. Schuhe zu tragen galt lange als Symbol der Sicherheit und des Wohlstands. Irgendwann haben es die Menschen in Mitteleuropa mit dem Wohlstandssymbol übertrieben und so was wie einen Schuhzwang eingeführt.


Mittlerweile wird Barfuss-Gehen wird nicht mehr als Zeichen der Armut angesehen, sondern argwöhnisch beäugt – eine Herausforderung von alternativ lebenden Menschen.


Ständig Schuhe zu tragen führt nicht nur zu einem verklemmten Umgang mit nackter Fusshaut, sondern auch zu einer Verkümmerung unserer lieben Füsse. 70 Prozent aller Fussprobleme entstehen durch ungeeignete Schuhe, Frauen haben 20 Mal häufiger Fussprobleme als Männer. Im Laufe eines Lebens legen Füsse durchschnittlich 50 000 Kilometer – mehr als einmal um die Erde. An ihrer Leistung gemessen, erhalten unsere Füsse zu wenig Aufmerksamkeit. In einer Fusssohle enden mehr als 30 000 Nerven; sie ist ein hoch ausgebildetes Tastorgan, das jedoch, in Schuhen eingeschlossen, seine Fähigkeit verliert. Kein Wunder, muss das Barfuss-Gehen nach längerer Zeit der Abstinenz wieder neu erlernt werden. Mit der Zeit bilden die Füsse eine Hornhaut, Muskeln und Sehnen werden verstärkt und das natürliche Gehen fördert eine aufrechte Haltung. Ist man eine Weile auf feinem Waldboden gegangen, kann jeder Weg zum Barfusspfad werden. Barfuss-Gehen macht glücklich.



Barfusspfad Oppligen: www.barfuss-pfad.info


Barfusspfad Jakobsbad: http://touren.topin.travel/tour/barfussweg-schweiz-appenzell-B00874.html


Verzeichnis der Barfusspfade Deutschlands: www.barfusspark.info

06. April 2010
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