Blutbad in Nablus, Palästina
Zahl der Toten von Nablus gestiegen. Gegenseitige Angriffe als Folge. Generalstreik im Westjordanland

Am Mittwoch starben im Westjordanland bei einer Razzia der israelischen Armee in Nablus zehn Menschen. Eine weitere Person erlag einen Tag später ihren Verletzungen durch Tränengas, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Das meldete laut dpadas Ministerium für Gesundheit in Ramallah. Die Armee war nach Informationen der israelischen Internetzeitung Times of Israel auf der Suche nach einem Mitglied der im vergangenen Jahr gegründeten Gruppe «Höhle der Löwen». Während der Razzia stiessen die Soldaten der Spezialeinheit JAMAM auf heftige Gegenwehr. Der Verdächtige und zwei weitere Männer verschanzten sich in einem Haus in der Altstadt. Einer wurde beim Versuch zu fliehen erschossen, die anderen beiden starben im Gebäude.

«Zur selben Zeit marschierte eine grosse Zahl israelischer Streitkräfte in die Altstadt und das Stadtzentrum ein, breitete sich aus und feuerte wahllos auf Palästinenser in der Gegend», berichtete die in den USA beheimatete, jüdische Nachrichtenseite Mondoweiss am Mittwoch. In ganz Nablus sei es zu Zusammenstössen mit Jugendlichen gekommen, die Steine auf die Besatzungsmacht warfen.

In der Nacht zum Donnerstag flogen mindestens sechs Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel, ohne Menschen zu verletzen. Laut Informationen der Agentur AFP bekannte sich die Gruppe «Islamischer Dschihad» zu der Attacke. Die israelische Luftwaffe griff daraufhin Ziele in Gaza an. Darunter war ein Militärposten der Kassam-Brigaden im Flüchtlingslager Asch-Schati, wie das palästinensische Nachrichtennetzwerk Kuds Al Ekhbariya berichtete. Ein Sprecher der den Kassam-Brigaden übergeordneten Hamas sagte am Donnerstag morgen dpa zufolge, die Widerstandsgruppen in Gaza seien das »Schild und Schwert« des palästinensischen Volks und ihre Geduld sei am Ende.

Wegen eines Generalstreiks anlässlich des Blutbads in Nablus kam am Donnerstag das öffentliche Leben im Westjordanland fast vollständig zum Erliegen. Die Palästinensische Nationalbehörde bat den UN-Sicherheitsrat noch am Mittwoch abend, eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen, meldete die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, sagte in New York, «die Situation im besetzten Palästinensergebiet ist an ihrem gefährlichsten Punkt seit Jahren».