Die grossen Stromabzocker Deutschlands

Die deutschen Energieversorger können bis 2012 mit Zusatzeinnahmen von rund 35 Milliarden Euro durch den Emissionshandel rechnen. Der WWF verlangt, die Auktions-Gelder für Klimaschutzprojekte einzusetzen.

E.ON, RWE und Vattenfall sind die grössten Kassierer. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt vom WWF vorgelegte Modellrechnung des Öko-Instituts Deutschland. Die deutschen Energieversorger können bis 2012 mit Zusatzeinnahmen von rund 35 Milliarden Euro durch den Emissionshandel rechnen.

Die gegenwärtige Regelung erlaubt den Versorgern, die Kosten für den Emissionshandel voll auf die Strompreise umzulegen, obwohl sie 90 Prozent der Verschmutzungszertifikate gratis erhalten. „Die Versorger machen von der Möglichkeit, ihren Kunden in die Tasche zu greifen, ausgiebig Gebrauch“, erläutert Juliette de Grandpré, Expertin für Kohlenstoffmärkte beim WWF Deutschland. E.ON werde auf diese Weise in den nächsten Jahren voraussichtlich 11 Milliarden Euro einstreichen; bei RWE seien es 9 und bei Vattenfall immer noch rund 6,6 Milliarden Euro. Auch EnBW und Evonik können mit Zusatzeinnahmen von sechs bzw. 2,3 Milliarden rechnen.  

Der WWF hält den Emissionshandel prinzipiell für ein hoch wirksames Klimaschutzinstrument. Es gibt vor, wie viel CO2 Unternehmen in Europa emittierten dürfen und wie viel sie einsparen müssen. Schaffen sie dies nicht, müssen sie zusätzliche Zertifikate auf dem Markt zukaufen. Die kostenlose Zuteilung der Zertifikate führte jedoch in Vergangenheit und Gegenwart zu extremen Zusatzgewinnen der Unternehmen. Deshalb ruft der WWF die deutsche Regierung auf, an seiner Position, ab 2013 alle Emissionszertifikate zu versteigern, festzuhalten. Preissteigerungen seien dadurch nicht zu erwarten, da die Preise für die CO2-Zertifikate bereits im Strompreis enthalten sind. Nur durch den Verkauf der Verschmutzungszertifikate könne das eigentliche Ziel des Emissionshandels, die Umstellung auf eine nachhaltige und sparsame Energieproduktion, erreicht werden.

„Die Analyse zeigt, dass die Verbraucher zur Kasse gebeten werden, während die verantwortlichen Energiekonzerne Milliarden einnehmen, ohne die klimaschädliche Energieproduktion zu verändern. Das ist nicht hinnehmbar und muss so schnell wie möglich korrigiert werden“, betont de Grandpré. Der Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung führt jährlich zu mehr als einer Milliarde Tonne CO2-Emissionen in Europa. In Deutschland haben die Kraftwerke der grossen Energieversorger, die Strom aus Braun- und Steinkohle erzeugen, im Jahr 2006 ca. 250 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.

Der WWF fordert, die Einnahmen aus der Auktion für Klimaschutzprojekte in Europa und den Entwicklungsländern einzusetzen, um einen nachhaltigen Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft einzuleiten.


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