Eine Schule, die den Kindern was zutraut
Das neue Buch über die Villa Monte.
«Niemand, der sich gut fühlt, benimmt sich schlecht – und umgekehrt». Diese Ansicht begleitet Rosmarie Scheu und Harry Kool bei ihrem täglichen Tun. Sie arbeiten beide in der Villa Monte, einer staatlich anerkannten Privatschule in Galgenen im Kanton Schwyz. Dort können Kinder das tun, was sie tun möchten: z.B. auf Bäume klettern, Bücher lesen, Insekten beobachten, Rechenübungen lösen, sich als Prinzessinnen verkleiden oder Kuchen backen.
«Kinder wissen selbst am besten, was sie für ihre Entwicklung brauchen», ist Scheu überzeugt. Die ausgebildeten PädagogInnen unterstützen die Kinder, halten sich aber im Hintergrund. Unterrichtet wird nicht; die Erwachsenen gestalten aber die Schulumgebung für Kinder und Jugendliche, die sich draussen und drinnen frei bewegen, selbst entscheiden und ihr eigenes Bild von der Welt mit jenem der anderen vergleichen und verbinden können.
Die Schule besteht seit 1983. Vor kurzem erschien nun ein reich bebildertes Buch über die Villa Monte. Der Leser kann darin dem Alltag an einer der wenigen unterrichtsfreien Schulen Europas folgen. Ein «Bildessay» mit stimmungsvollen Fotografien von Beat Streuli umfasst mehr als die Hälfte des Buches. Verschiedene Texte vertiefen die Themen der Villa Monte: Remo Largo nimmt eine historische und gesellschaftliche Einordnung und kritische Reflexion der pädagogischen Grundidee vor. Im Gespräch mit den Schulleitern Rosmarie Scheu und Harry Kool wird ergründet, welche Umstände den Kindern der Villa Monte das Recht auf Selbstbestimmung und -entwicklung überhaupt erst ermöglichen. Und im Text der Journalistin Ursula Eichenberger erkennen sich wohl alle Eltern wieder, die sich mit der Schulwahl für ihr Kind auseinandersetzen: Wird mein Kind mir später vorwerfen, ich hätte es in die falsche Schule gesteckt? Wird es auch mit Kindern aus anderen Schulen befreundet sein? Wird es selbstbewusst und glücklich in die Berufswelt übertreten?
Den Abschluss des Buches bilden eine Reihe von Fakten zur Villa Monte und die Resultaten einer Umfrage unter 62 Ehemaligen der Schule. 98 Prozent bestätigen, die freie, selbständige Tagesgestaltung an der Villa Monte habe ihr Lernen sehr günstig beeinflusst. Noch wichtiger: 90 Prozent der Ehemaligen geben an, in ihrem jetzigen Berufsleben immer noch selbstbestimmt das zu tun, was sie tun wollen. Die Berufe unter den Ehemaligen sind dementsprechend divers: Softwareentwickler, Hip-Hop-Musiker, Biologin, Metallbauzeichner, Sekretärin, Ingenieur ETH Materialwissenschaften, Golflehrer, Coiffeuse, Koch, Schreiner, Allrounder in einer Garage, Psychologin, Grafikerin, Buchhändlerin. Auf Lehre und weiterbildendes Studium fühlten sie sich gut bis sehr gut vorbereitet. Wie würde wohl ein Vergleich mit der Volksschule ausfallen? Spannend...
Das Zusammenspiel von Zitaten, Umfragen, Interviews, Texten und visuellen Eindrücken macht das Buch zum vielschichtigen Zeugnis des einzigartigen pädagogischen Konzepts von Rosmarie Scheu und Harry Kool.
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Hrsg. Rosmarie Scheu und Harry Kool: Villa Monte – Schule der Kinder. Lars Müller Publishers, Zürich, 2015. Gbd. 240 S., 38.- Fr. / 30.- Euro
«Kinder wissen selbst am besten, was sie für ihre Entwicklung brauchen», ist Scheu überzeugt. Die ausgebildeten PädagogInnen unterstützen die Kinder, halten sich aber im Hintergrund. Unterrichtet wird nicht; die Erwachsenen gestalten aber die Schulumgebung für Kinder und Jugendliche, die sich draussen und drinnen frei bewegen, selbst entscheiden und ihr eigenes Bild von der Welt mit jenem der anderen vergleichen und verbinden können.
Die Schule besteht seit 1983. Vor kurzem erschien nun ein reich bebildertes Buch über die Villa Monte. Der Leser kann darin dem Alltag an einer der wenigen unterrichtsfreien Schulen Europas folgen. Ein «Bildessay» mit stimmungsvollen Fotografien von Beat Streuli umfasst mehr als die Hälfte des Buches. Verschiedene Texte vertiefen die Themen der Villa Monte: Remo Largo nimmt eine historische und gesellschaftliche Einordnung und kritische Reflexion der pädagogischen Grundidee vor. Im Gespräch mit den Schulleitern Rosmarie Scheu und Harry Kool wird ergründet, welche Umstände den Kindern der Villa Monte das Recht auf Selbstbestimmung und -entwicklung überhaupt erst ermöglichen. Und im Text der Journalistin Ursula Eichenberger erkennen sich wohl alle Eltern wieder, die sich mit der Schulwahl für ihr Kind auseinandersetzen: Wird mein Kind mir später vorwerfen, ich hätte es in die falsche Schule gesteckt? Wird es auch mit Kindern aus anderen Schulen befreundet sein? Wird es selbstbewusst und glücklich in die Berufswelt übertreten?
Den Abschluss des Buches bilden eine Reihe von Fakten zur Villa Monte und die Resultaten einer Umfrage unter 62 Ehemaligen der Schule. 98 Prozent bestätigen, die freie, selbständige Tagesgestaltung an der Villa Monte habe ihr Lernen sehr günstig beeinflusst. Noch wichtiger: 90 Prozent der Ehemaligen geben an, in ihrem jetzigen Berufsleben immer noch selbstbestimmt das zu tun, was sie tun wollen. Die Berufe unter den Ehemaligen sind dementsprechend divers: Softwareentwickler, Hip-Hop-Musiker, Biologin, Metallbauzeichner, Sekretärin, Ingenieur ETH Materialwissenschaften, Golflehrer, Coiffeuse, Koch, Schreiner, Allrounder in einer Garage, Psychologin, Grafikerin, Buchhändlerin. Auf Lehre und weiterbildendes Studium fühlten sie sich gut bis sehr gut vorbereitet. Wie würde wohl ein Vergleich mit der Volksschule ausfallen? Spannend...
Das Zusammenspiel von Zitaten, Umfragen, Interviews, Texten und visuellen Eindrücken macht das Buch zum vielschichtigen Zeugnis des einzigartigen pädagogischen Konzepts von Rosmarie Scheu und Harry Kool.
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Hrsg. Rosmarie Scheu und Harry Kool: Villa Monte – Schule der Kinder. Lars Müller Publishers, Zürich, 2015. Gbd. 240 S., 38.- Fr. / 30.- Euro
20. März 2015
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