In Deutschland sind derzeit gut 450 Medikamente knapp – und für sieben davon besteht laut Meldungen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) ein Versorgungsmangel. In den Vorjahren meldete das BMG nicht mehr als zwei oder drei dieser Versorgungsmängel. Allein 2024 waren es bisher schon fünf, die festgestellten Versorgungsmängel steigen also.
Fehlende Medikamente in Apotheken sind auf der sogenannten Lieferengpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) einsehbar. Das BMG spricht meist von «punktuellen Lieferengpässen», die noch keinen Versorgungsengpass darstellen würden.
Bei Feststellung eines Versorgungsmangels können Landesbehörden gestatten, Produkte zu importieren, die in Deutschland nicht zugelassen sind. «Wenn das BMG einen Versorgungsmangel erklärt, dann muss der Druck, Importe unbürokratisch zu ermöglichen, von Ländern, Apothekern, Ärzten und Patienten gross sein», kommentiert Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein.
Aktuell betroffen ist seit dem 11. November das Mittel Diamorphin. Daneben meldete das BMG im Oktober einen Versorgungsmangel für Kochsalzlösungen, die etwa in Krankenhäusern unabdingbar sind. Sie werden zum Spülen von Wunden nach OPs gebraucht oder auch zur Verabreichung von Injektionen. «Wir befürchten, dass es auch in den kommenden Monaten wegen der Situation zur Absage von Operationen kommen kann», warnte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) Anfang Oktober, noch bevor das BMG einen Versorgungsmangel deklarierte.
Das BMG sagt auf Anfrage, dass kein Mangel in der Versorgung bei Infusions- und Spüllösungen bestehe – eben gerade, weil durch den erklärten Versorgungsmangel Importe aus dem Ausland möglich seien. Medikamentenimporte aus Drittstaaten können jedoch ein Risiko darstellen, weil die Qualität der Medizinprodukte nicht ausreichend festgestellt werden kann.
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