Geschafft!
Vollgeld: Die Initiative steht!
Angefangen hat die lange Geschichte der Vollgeld-Initiative eigentlich schon vor über vierzig Jahren, als ich in meiner Buchhandlung auf die Bücher Silvio Gesells stiess, dem Begründer der Freiwirtschaft und des zinsfreien Geldes. In der Folge wurde ich (passives) Mitglied der freiwirtschaftlichen Bewegung, die allerdings nach der Ablehnung ihrer Kaufkraftinitiative anfangs der 1950er Jahre den Schwerpunkt ihrer Aktivität von der Geldreform auf die Bodenreform gelegt hatte.
Der nächste wegweisende Impuls kam 2008 wieder von einem Buch, «Geldschöpfung in öffentlicher Hand» von Joseph Huber und James Robertson. Es beschrieb erstmals im Detail die private Geldschöpfung durch die Banken, die daraus entstehenden Probleme und die Lösung durch die Vollgeld-Reform. Wenn das stimmt, sagte ich mir, dann ist die Schweiz mit ihren direktdemokratischen Instrumenten das einzige Land der Welt, das eine solche Reform an die Hand nehmen kann. Ich stellte das Buch an einer Geld-Tagung vor und gewann auf Anhieb erste Unterstützer. Ein Jahr später organisierte ich eine Tagung im kleinen Kreis mit Joseph Huber, dem Vater der Vollgeld-Reform im deutschsprachigen Raum; weitere Mitstreiter kamen dazu. Mit der Hilfe von Peter Ulrich, dem em. Professor für Ethik an der Hochschule St. Gallen, bei dem ich einen Kurs besucht hatte, konnte ich als nächsten Schritt einen wissenschaftlichen Beirat mit den Professoren Hans Christoph Binswanger, Philippe Mastronardi und anderen gewinnen.
2011 wurde dann der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) gegründet, der sich die Lancierung einer Volksinitiative zum Ziel setzte und in der edition Zeitpunkt einen Sammelband mit wissenschaftlichen Texten und konkreten Vorschlägen für einen Verfassungstext publizieren konnte. Wir waren zwar immer noch ein sehr kleiner Verein, aber die Idee war so gross, dass sich eine gewisse Eigendynamik und ein typischer Konflikt entwickelte: Die Einen wollten mehr Anlaufzeit, um die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen zu gewinnen. Die Anderen drängten auf «vorwärts machen» und zählten darauf, dass die Unterstützung mit der Lancierung schon komme. Als Präsident des Vereins und des Initiativ-Komitees habe ich unsere Diskussion nie autoritär geführt. Zum einen bin ich nicht der Chef-Typ, zum anderen habe ich als ehemaliger Lehrer die Erfahrung gemacht, dass man den Menschen Gelegenheit zum freien Ausdruck geben muss. So erreicht man auf lange Sicht am meisten. Es war auch nie meine Ambition, den Leitwolf zu spielen. Es hat sich einfach so ergeben. Zum Glück meldete sich in der Folge ganz spontan der fehlende Organisator in der Person von Thomas Mayer. Mit über zwanzig Jahren Arbeit bei «mehr Demokratie e.V.» in Deutschland brachte er auch eine Menge Kampagnenerfahrung mit.
Wir beschlossen, die Initiative zu lancieren, obwohl die selbst gestellten Bedingungen – 300’000 Franken auf dem Kampagnenkonto und 60’000 zugesagte Unterschriften – längst nicht erreicht waren. Die Vorwärts-Leute sollten recht bekommen, allerdings mit Verzögerung. Im ersten Halbjahr nach der Lancierung am 7. Juni 2014 tröpfelten die Unterschriften erschreckend langsam herein. Es entpuppte sich als sehr schwer, die Menschen auf der Strasse in wenigen Minuten von einem unbekannten und nicht leicht zu erklärenden Projekt zu überzeugen. Aber dann begann es anzuziehen. Immer mehr Leute wollten spontan ihre Unterschrift abgeben, weil sie schon vom Vollgeld gehört hatten. Ohne die fantastische Unterstützung von ein paar hochkompetenten Unterschriftensammlern wäre es allerdings nicht zu schaffen gewesen. Überhaupt: Eine Volksinitiative ist wirklich Teamarbeit.
Die exponentielle Entwicklung des kollektiven Bewusstseins und der Unterstützung während der Sammelphase gibt mir Hoffnung für die Kampagne, die mit der Einreichung der Unterschriften am 1. Dezember ja erst richtig beginnt. Denn mit dem gegenwärtigen Mitgliederstand ist MoMo nicht in der Lage, den Banken die Stirn zu bieten. Zudem ist der Kassenstand auf Null gesunken, nachdem wir in den letzten beiden Jahren 200’000 Franken ausgegeben haben – ausgeben konnten. Wir standen schon mehrmals am Anfang, und es ist bis jetzt noch immer gut herausgekommen – dank den vielen Menschen, die mitgetragen haben. Das wird hoffentlich auch jetzt so sein, denn jetzt geht es erst recht los!
Aufgezeichnet von Christoph Pfluger
Kontakt: Verein Monetäre Modernisierung (MoMo), Postfach 3160, 5430 Wettingen. www.vollgeld.ch. Mitgliederbeitrag mind. Fr. 50.–.
Der nächste wegweisende Impuls kam 2008 wieder von einem Buch, «Geldschöpfung in öffentlicher Hand» von Joseph Huber und James Robertson. Es beschrieb erstmals im Detail die private Geldschöpfung durch die Banken, die daraus entstehenden Probleme und die Lösung durch die Vollgeld-Reform. Wenn das stimmt, sagte ich mir, dann ist die Schweiz mit ihren direktdemokratischen Instrumenten das einzige Land der Welt, das eine solche Reform an die Hand nehmen kann. Ich stellte das Buch an einer Geld-Tagung vor und gewann auf Anhieb erste Unterstützer. Ein Jahr später organisierte ich eine Tagung im kleinen Kreis mit Joseph Huber, dem Vater der Vollgeld-Reform im deutschsprachigen Raum; weitere Mitstreiter kamen dazu. Mit der Hilfe von Peter Ulrich, dem em. Professor für Ethik an der Hochschule St. Gallen, bei dem ich einen Kurs besucht hatte, konnte ich als nächsten Schritt einen wissenschaftlichen Beirat mit den Professoren Hans Christoph Binswanger, Philippe Mastronardi und anderen gewinnen.
2011 wurde dann der Verein Monetäre Modernisierung (MoMo) gegründet, der sich die Lancierung einer Volksinitiative zum Ziel setzte und in der edition Zeitpunkt einen Sammelband mit wissenschaftlichen Texten und konkreten Vorschlägen für einen Verfassungstext publizieren konnte. Wir waren zwar immer noch ein sehr kleiner Verein, aber die Idee war so gross, dass sich eine gewisse Eigendynamik und ein typischer Konflikt entwickelte: Die Einen wollten mehr Anlaufzeit, um die fehlenden personellen und finanziellen Ressourcen zu gewinnen. Die Anderen drängten auf «vorwärts machen» und zählten darauf, dass die Unterstützung mit der Lancierung schon komme. Als Präsident des Vereins und des Initiativ-Komitees habe ich unsere Diskussion nie autoritär geführt. Zum einen bin ich nicht der Chef-Typ, zum anderen habe ich als ehemaliger Lehrer die Erfahrung gemacht, dass man den Menschen Gelegenheit zum freien Ausdruck geben muss. So erreicht man auf lange Sicht am meisten. Es war auch nie meine Ambition, den Leitwolf zu spielen. Es hat sich einfach so ergeben. Zum Glück meldete sich in der Folge ganz spontan der fehlende Organisator in der Person von Thomas Mayer. Mit über zwanzig Jahren Arbeit bei «mehr Demokratie e.V.» in Deutschland brachte er auch eine Menge Kampagnenerfahrung mit.
Wir beschlossen, die Initiative zu lancieren, obwohl die selbst gestellten Bedingungen – 300’000 Franken auf dem Kampagnenkonto und 60’000 zugesagte Unterschriften – längst nicht erreicht waren. Die Vorwärts-Leute sollten recht bekommen, allerdings mit Verzögerung. Im ersten Halbjahr nach der Lancierung am 7. Juni 2014 tröpfelten die Unterschriften erschreckend langsam herein. Es entpuppte sich als sehr schwer, die Menschen auf der Strasse in wenigen Minuten von einem unbekannten und nicht leicht zu erklärenden Projekt zu überzeugen. Aber dann begann es anzuziehen. Immer mehr Leute wollten spontan ihre Unterschrift abgeben, weil sie schon vom Vollgeld gehört hatten. Ohne die fantastische Unterstützung von ein paar hochkompetenten Unterschriftensammlern wäre es allerdings nicht zu schaffen gewesen. Überhaupt: Eine Volksinitiative ist wirklich Teamarbeit.
Die exponentielle Entwicklung des kollektiven Bewusstseins und der Unterstützung während der Sammelphase gibt mir Hoffnung für die Kampagne, die mit der Einreichung der Unterschriften am 1. Dezember ja erst richtig beginnt. Denn mit dem gegenwärtigen Mitgliederstand ist MoMo nicht in der Lage, den Banken die Stirn zu bieten. Zudem ist der Kassenstand auf Null gesunken, nachdem wir in den letzten beiden Jahren 200’000 Franken ausgegeben haben – ausgeben konnten. Wir standen schon mehrmals am Anfang, und es ist bis jetzt noch immer gut herausgekommen – dank den vielen Menschen, die mitgetragen haben. Das wird hoffentlich auch jetzt so sein, denn jetzt geht es erst recht los!
Aufgezeichnet von Christoph Pfluger
Kontakt: Verein Monetäre Modernisierung (MoMo), Postfach 3160, 5430 Wettingen. www.vollgeld.ch. Mitgliederbeitrag mind. Fr. 50.–.
14. Dezember 2015
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