Sie war neu dort und wollte sich einen Energiedrink aus dem Getränkeautomaten rauslassen. Dabei wusste sie nicht, wie der Automat funktioniert. Das habe ich ihr dann blitzschnell erklärt, was sie wahrscheinlich begeistert hat. Dann habe ich ihr noch gezeigt, wie das Rollband zum Rennen funktioniert. Wir kamen immer mehr ins Gespräch, und dabei habe ich ihr auch erzählt, dass ich von Onkel Heinz in Amerika (der vom Ketchup) sechs Milliarden geerbt habe (die Wochenzeitung berichtete). Das hat sie wahrscheinlich sehr beeindruckt. (Also nicht, dass die Wochenzeitung berichtet hat, sondern, dass ich sechs Milliarden geerbt habe).
Jedenfalls weicht sie seither keinen Zentimeter mehr von mir. Ich habe sie gerade vom Fitnesszentrum mit nach Hause genommen. Am Anfang waren wir natürlich extrem verliebt, oder wie meine Grosstante immer zu sagen pflegte: «Neue Besen kehren gut».
Erst mit der Zeit nimmt man dann auch ein paar negative Seiten wahr. Also am meisten stört mich ihr Namen. Sie heisst Amaphelia. Unter uns: so ein Scheissname! Ich kann mir den einfach nicht merken. Deshalb habe ich sie gebeten, ein Namensschild zu tragen, was sie auch tut. Auch beim Kochen ist bei ihr noch ziemlich Luft nach oben! Vor allem isst sie eigentlich praktisch nur Pizza und Kebab und Hummus.
Zuerst dachte ich bei Hummus, sie will mich mit fruchtbarer Erde füttern, aber sie behauptet, Hummus sei aus Kichererbsen, obwohl es eigentlich tatsächlich wie frische Erde schmeckt. Sie bestellt eigentlich alles immer bei Eat oder Uber. Das stört mich grundsätzlich nicht, solange es warm ankommt. Was mich aber stört ist, dass sie dann immer solange mit diesen jungen Velofahrern flirtet.
Zudem finde ich, dass die traditionelle Schweizer Küche bei uns auch Platz haben sollte, aber da stosse ich bei ihr auf einen geschlossenen Mund. Auch andere Dinge, welche schon zu Meinungsverschiedenheiten geführt haben, sind wahrscheinlich dem grossen Altersunterschied geschuldet. Sie ist im März 18 geworden und ich werde im Juli 63.
Also zum Beispiel dieses Handy: Da ist sie jetzt pausenlos dran. Ich brauche das höchstens so einmal pro Woche zum Telefonieren. Aber sie verbringt jetzt den ganzen Tag damit. Keine Ahnung, was die da alles macht. Man könnte bald meinen, das Handy sei ihr wichtiger als ich! Deshalb musste ich ihr schon einmal ein Handyverbot geben und es wegnehmen. Und einmal, als sie ganz blöd getan hat, habe ich sie aufs Zimmer geschickt. Aber im grossen Ganzen läuft es gut mit ihr, denn sie hält mich fit.