Bargeld heisst: kostenfreier Zugang, gesellschaftliche Teilhabe, persönliche Unabhängigkeit, resiliente Gesellschaft

Ist das der Politik in Deutschland und in der Schweiz bewusst?
Veröffentlicht: 28. Aug 2024 - Zuletzt Aktualisiert: 28. Aug 2024

Ein breit angelegter Dialog der Deutschen Bundesbank mit verschiedenen Vertretern der Gesellschaft zeigt, wie wichtig das Bargeld für die Zukunft ist. Sein Erhalt fordert einen aktiven Einsatz, denn Bargeld soll auch in Zukunft verfügbar sein. Dies ergab ein Dialog der Deutschen Bundesbank mit 27 Verbänden und Organisationen «aus der Breite der Gesellschaft». So wünsche man sich weder einen ausschliesslich digitalen noch ausschliesslich analogen Zahlungsverkehr für die Zukunft, fasst die Bundesbank das Ergebnis in einer Stellungnahme zusammen. «Vielmehr sollte der Fokus darauf liegen, verschiedene Optionen für die Nutzenden verfügbar zu halten.» Allerdings zeige das Ergebnis auch, dass die Bedeutung des Bargelds in der öffentlichen Diskussion derzeit noch unterrepräsentiert sei, heisst es weiter.

Ziel des Dialoges sei gewesen, die Perspektiven und Bedürfnisse verschiedenster gesellschaftlicher Gruppierungen hinsichtlich des Bargelds besser kennenzulernen. Dieses Wissen wolle man dann in der strategischen Ausrichtung künftig besser berücksichtigen, erklärte Burkhard Balz, im Vorstand der Bundesbank unter anderem zuständig für Bargeld, unbaren Zahlungsverkehr und den digitalen Euro. Einer der Aufgaben der Bundesbank ist es, Euro-Bargeld in ausreichender Menge und hoher Qualität zur Verfügung zu stellen. Bargeld trage sowohl zur gesellschaftlichen Teilhabe und persönlichen Unabhängigkeit einzelner Personen als auch zur Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft und der Zahlungssysteme insgesamt bei, berichtet die Bundesbank.

Bargeld fördert die zwischenmenschliche Interaktion und sei ein verlässliches Mittel zur Ausgabenkontrolle. Es helfe, Überschuldung zu vermeiden. Zudem diene es auch dazu, Kindern und Heranwachsenden den Umgang mit Geld beizubringen. Bestehende Tendenzen zum Ausschluss von Barzahlungen wurden in den Gesprächen mit den Teilnehmern kritisch gesehen. So gebe es Anzeichen zur Einschränkung des Zugangs zu Bargeld, zum Beispiel durch den Abbau von Bankfilialen und den Rückgang der Geldautomateninfrastruktur. Auch gebe es Aufforderungen zum Bezahlen mit bargeldlosen Zahlungsmitteln. Dies könnte zu einer Abwärtsspirale führen, in deren Folge Bargeld immer weniger genutzt, was einen weiteren Rückbau der Bargeldinfrastruktur nach ziehen könnte. Die Bedeutung des Bargelds müsse nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch gegenüber den politisch Handelnden deutlicher herausgestellt werden. Die zukünftige Attraktivität von Bargeld ist in hohem Masse von dessen Verfügbarkeit und Akzeptanz. Ein kostenfreier Zugang zu Bargeld ist insbesondere für Personengruppen in prekären wirtschaftlichen oder sozialen Verhältnissen notwendig. Die Bundesbank beabsichtigt, Bargeld weiter als ein «attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zu positionieren», versprach Balz.


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