Auf ins Klimacamp!
Die Schnauze voll von den Profiteuren des Klimawandels?
Yorkshire, England, Sommer 2006. Sie kommen, 600 an der Zahl, um für 10 Tage eine Wiese in unmittelbarer Nähe zum grössten Kohlekraftwerk im Land zu besetzten. Sie wollen nicht, dass neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Sie stellen ihre Zelte auf und setzen einen Trend. Sie errichten das erste Klimacamp der Welt und es sollte nicht das letzte seiner Art sein.
Seither gibt es in England jedes Jahr Klimacamps, und unterdessen gibt es sie an vielen Orten überall in Welt. Neuseeland oder Australien, Schottland oder Wales, Frankreich oder Deutschland, Schweden oder Finnland, Italien, Ghana und sogar: in der Schweiz.
In den Klimacamps treffen sich Menschen, die genug davon haben, dass Klimawandel ihre Zukunft gefährdet. Sie treffen sich, um gemeinsam zu kochen und zu essen, formlos zu plaudern oder im Rahmen von Workshops zu diskutieren und einander zu informieren. Sie sitzen um ein Feuer und schauen in die Flammen oder sehen Filme oder machen sie. Oder sie hören Musik oder machen selber welche oder tanzen dazu. Sie bauen Küchen, Kompostklos oder Solaranlagen. Sie beschliessen gemeinsam das Programm des Tages und alles andere auch. Das gilt auch für Aktionen. Klimacamps sind für Aktion da und für Menschen, die es überdrüssig sind, dass die Politik untätig bleibt. Menschen, die das Heft nun selbst in die Hand nehmen wollen. Klimacamps sind nicht zum Konsumieren, sondern zum Machen und Mitmachen.
Gemäss der offiziellen Schweiz ist bei uns beim Klimaschutz alles in Ordnung oder Verbesserung kaum sinnvoll. Weil China oder Indien Kohlekraftwerke wie am Fliessband produzierten und die Amerikaner die Liebe zu ihren SUVs und Trucks nicht kündigten, werde der Klimawandel anderswo, ausserhalb unserer Reichweite verursacht.
Es sei viel billiger, im Ausland CO2 zu reduzieren. Schon gehört? Klimaschutz bei uns macht keinen Sinn. Und ausserdem fällt die Schweiz zu wenig ins Gewicht. Das ist der Tenor der Economiesuisse, und deren Wort ist weiterhin so gut wie Gesetz. (Wie gross war schon wieder der Schweizer Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen? In Promille, bitte!)
Wir haben 3-fach Verglasungen in Minergiehäusern, beim Bau von Gebäuden Effizienznormen einzuhalten, CO2-freien Strom und die vielleicht grösste Dichte prominenter Klimaforscher. Wir hören es oft und die meisten hören es gerne: Wir sind eine Anhäufung von Energiestädten und Musterknaben, ein Energie-Musterland aus Selbstbefund. Zu hören und es zu glauben ist einfach – zu einfach finden die KlimacamperInnen.
Wir haben die ineffizientesten Fahrzeuge Europas, die tiefsten Energiepreise weit und breit – dafür, ganz wichtig: Steuereinnahmen aus Benzintourismus. Wir haben viele der grössten Kohle- und Erdölförderer in der Innerschweiz – auch, ganz wichtig: lieber grosse, schlechte Steuerzahler hier, als gute Steuerzahler anderswo. Wir haben einen Bundesrat, der sich dabei gefällt, immer neue Autobahnen zu eröffnen, gerne "kompensiert", am liebsten im Ausland. Mit Pomp und Presse fährt er im Zug nach Kopenhagen, wo er dafür einsteht, die fruchtbarsten Agrarflächen der Welt unter einem steigenden Meeresspiegel zu ersäufen, indem er 20% statt mindestens 40%, CO2-Reduktion anbietet. Klimawandel findet nicht statt. Klimawandel wird gemacht.
Wir haben "CO2-freien" Strom dank Atomkraftwerken, die rentieren, weil sie kostenlos riskieren dürfen, unser Land, und viel Land rund um die Schweiz herum dazu, unbewohnbar zu machen, sogar uns umzubringen – je länger je mehr; je länger, je unbefristeter!
Weiteren "CO2-freien" Strom produzieren wir aus Wasser hinter dicken Betonmauern. Flussaufwärts sind Bäche durch Seen liquidiert flussabwärts trocken gelegt. Das Wasser in den Stauseen kommt aus Gletschern, deren angekündigten Tod unsere Wissenschafter beflissen dokumentieren, gleichzeitig aber wissentlich mitverschulden, wenn sie es verpassen, den Mund aufzumachen, und die ganze unbequeme Wahrheit über die Folgen des Klimawandels zu kommunizieren.
Ohne weltweite massive Reduktion der CO2-Emissionen wird auch in der Schweiz trotz agrartechnologischem Fortschrittsglauben, wie der Zucht von angepassten Futterpflanzensorten und Stickstoffdüngung (die Lachgas, ein Treibhausgas, verursacht) die Natur schliesslich die Bewohner nicht mehr tragen. Wovon sich die Menschen in den Ländern ernähren sollen, in denen wegen Klimawandel die Agrarproduktion schon jetzt beeinträchtig ist, vielleicht ganz ausfallen wird, bleibt unterdessen offen und das Problem anderer, anderswo, in einer leicht anderen Zeit.
Wegen der Unfähigkeit und Untätigkeit unserer Regierung haben "wir" demnächst sogar unzählige Kohle- und Gaskraftwerke, die viel mehr CO2 ausstossen werden, als die ganze Schweiz zusammengenommen. Auch diesen Strom werden die kreativen Energiebuchhalter in der Bundesverwaltung als "CO2-frei" ausgeben, bzw. unterschlagen, denn das CO2 wird der Schweiz nicht angerechnet werden: Die von Unternehmen der Schweizer Stromwirtschaft gebauten oder finanzierten Kohlenstoffdinosaurier werden im Ausland stehen.
Wir haben ein Parlament und eine Regierung, die keine Gelegenheit auslassen, die CO2-Abgabe zu verunglimpfen, zu verzögern und zu beschneiden oder das Einkommen daraus in die Taschen derjenigen Hausbesitzer zu leiten, die sich am wenigsten um die Energieeffizient ihrer Liegenschaften kümmerten, aber dank des Gebäudeprogramms ihre Rendite nun weiter erhöhen. Gleichzeitig haben wir Mieterinnen und Mieter, die ohne Entschädigung für die Renditen dieser Vermögenden bezahlen, weil sie um den Ökobonus, die Rückerstattung aus der CO2-Abgabe, betrogen werden. Und wir haben Umweltorganisationen, die zu solchen Deals nur zu gern die Hand reichen.
Wir haben eine Klimaallianz, die mit der Regierung gemeinsame Sache und eine Faust bestenfalls im Sack macht, eine besonders grosse Schweizerfahne schwingt und Feste feiert.
Wir haben immer mehr als genug Strom, den wir verschwenden, weil eine Abgabe darauf weiterhin fehlt, eine Abgabe, die ebenso nötig ist, wie sie wirksam wäre, aber von unfähigen, gebeugten Politikern nicht einmal mehr erwogen wird – die allermeisten von ihnen sind Marionetten der reichen und einflussreichen Profiteure des Status Quo. Die Stromlücke entsteht nicht, sie wird produziert. Immer genug Strom, stets neue Propaganda, endlich die Schnauze voll davon!
Nun sollen obendrauf noch fossile Kraftwerke her. Wahrlich, wir brauchen keine Sündenböcke im Ausland zu bemühen. Es gibt vor unserer Tür mehr als genug zu kehren. Höchste Zeit, dass wir uns besprechen, vernetzen, organisieren um eine Alternative zu den handzahmen, zum Teil sogar angefütterten Umweltorganisationen aufzubauen und der Tatenlosigkeit eines unfähigen gekauften politischen Systems unsere Fantasie, unsere Kreativität und unseren Mut entgegenzusetzen.
Haben tun wir vieles, nur noch keine Klimabewegung.
Auf ins Klimacamp! Demnächst. In der Schweiz. Vom 23.7. bis am 3.8.2010 in Gals BE, bei Cornaux, NE. www.klimacamp.ch
Seither gibt es in England jedes Jahr Klimacamps, und unterdessen gibt es sie an vielen Orten überall in Welt. Neuseeland oder Australien, Schottland oder Wales, Frankreich oder Deutschland, Schweden oder Finnland, Italien, Ghana und sogar: in der Schweiz.
In den Klimacamps treffen sich Menschen, die genug davon haben, dass Klimawandel ihre Zukunft gefährdet. Sie treffen sich, um gemeinsam zu kochen und zu essen, formlos zu plaudern oder im Rahmen von Workshops zu diskutieren und einander zu informieren. Sie sitzen um ein Feuer und schauen in die Flammen oder sehen Filme oder machen sie. Oder sie hören Musik oder machen selber welche oder tanzen dazu. Sie bauen Küchen, Kompostklos oder Solaranlagen. Sie beschliessen gemeinsam das Programm des Tages und alles andere auch. Das gilt auch für Aktionen. Klimacamps sind für Aktion da und für Menschen, die es überdrüssig sind, dass die Politik untätig bleibt. Menschen, die das Heft nun selbst in die Hand nehmen wollen. Klimacamps sind nicht zum Konsumieren, sondern zum Machen und Mitmachen.
Gemäss der offiziellen Schweiz ist bei uns beim Klimaschutz alles in Ordnung oder Verbesserung kaum sinnvoll. Weil China oder Indien Kohlekraftwerke wie am Fliessband produzierten und die Amerikaner die Liebe zu ihren SUVs und Trucks nicht kündigten, werde der Klimawandel anderswo, ausserhalb unserer Reichweite verursacht.
Es sei viel billiger, im Ausland CO2 zu reduzieren. Schon gehört? Klimaschutz bei uns macht keinen Sinn. Und ausserdem fällt die Schweiz zu wenig ins Gewicht. Das ist der Tenor der Economiesuisse, und deren Wort ist weiterhin so gut wie Gesetz. (Wie gross war schon wieder der Schweizer Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen? In Promille, bitte!)
Wir haben 3-fach Verglasungen in Minergiehäusern, beim Bau von Gebäuden Effizienznormen einzuhalten, CO2-freien Strom und die vielleicht grösste Dichte prominenter Klimaforscher. Wir hören es oft und die meisten hören es gerne: Wir sind eine Anhäufung von Energiestädten und Musterknaben, ein Energie-Musterland aus Selbstbefund. Zu hören und es zu glauben ist einfach – zu einfach finden die KlimacamperInnen.
Wir haben die ineffizientesten Fahrzeuge Europas, die tiefsten Energiepreise weit und breit – dafür, ganz wichtig: Steuereinnahmen aus Benzintourismus. Wir haben viele der grössten Kohle- und Erdölförderer in der Innerschweiz – auch, ganz wichtig: lieber grosse, schlechte Steuerzahler hier, als gute Steuerzahler anderswo. Wir haben einen Bundesrat, der sich dabei gefällt, immer neue Autobahnen zu eröffnen, gerne "kompensiert", am liebsten im Ausland. Mit Pomp und Presse fährt er im Zug nach Kopenhagen, wo er dafür einsteht, die fruchtbarsten Agrarflächen der Welt unter einem steigenden Meeresspiegel zu ersäufen, indem er 20% statt mindestens 40%, CO2-Reduktion anbietet. Klimawandel findet nicht statt. Klimawandel wird gemacht.
Wir haben "CO2-freien" Strom dank Atomkraftwerken, die rentieren, weil sie kostenlos riskieren dürfen, unser Land, und viel Land rund um die Schweiz herum dazu, unbewohnbar zu machen, sogar uns umzubringen – je länger je mehr; je länger, je unbefristeter!
Weiteren "CO2-freien" Strom produzieren wir aus Wasser hinter dicken Betonmauern. Flussaufwärts sind Bäche durch Seen liquidiert flussabwärts trocken gelegt. Das Wasser in den Stauseen kommt aus Gletschern, deren angekündigten Tod unsere Wissenschafter beflissen dokumentieren, gleichzeitig aber wissentlich mitverschulden, wenn sie es verpassen, den Mund aufzumachen, und die ganze unbequeme Wahrheit über die Folgen des Klimawandels zu kommunizieren.
Ohne weltweite massive Reduktion der CO2-Emissionen wird auch in der Schweiz trotz agrartechnologischem Fortschrittsglauben, wie der Zucht von angepassten Futterpflanzensorten und Stickstoffdüngung (die Lachgas, ein Treibhausgas, verursacht) die Natur schliesslich die Bewohner nicht mehr tragen. Wovon sich die Menschen in den Ländern ernähren sollen, in denen wegen Klimawandel die Agrarproduktion schon jetzt beeinträchtig ist, vielleicht ganz ausfallen wird, bleibt unterdessen offen und das Problem anderer, anderswo, in einer leicht anderen Zeit.
Wegen der Unfähigkeit und Untätigkeit unserer Regierung haben "wir" demnächst sogar unzählige Kohle- und Gaskraftwerke, die viel mehr CO2 ausstossen werden, als die ganze Schweiz zusammengenommen. Auch diesen Strom werden die kreativen Energiebuchhalter in der Bundesverwaltung als "CO2-frei" ausgeben, bzw. unterschlagen, denn das CO2 wird der Schweiz nicht angerechnet werden: Die von Unternehmen der Schweizer Stromwirtschaft gebauten oder finanzierten Kohlenstoffdinosaurier werden im Ausland stehen.
Wir haben ein Parlament und eine Regierung, die keine Gelegenheit auslassen, die CO2-Abgabe zu verunglimpfen, zu verzögern und zu beschneiden oder das Einkommen daraus in die Taschen derjenigen Hausbesitzer zu leiten, die sich am wenigsten um die Energieeffizient ihrer Liegenschaften kümmerten, aber dank des Gebäudeprogramms ihre Rendite nun weiter erhöhen. Gleichzeitig haben wir Mieterinnen und Mieter, die ohne Entschädigung für die Renditen dieser Vermögenden bezahlen, weil sie um den Ökobonus, die Rückerstattung aus der CO2-Abgabe, betrogen werden. Und wir haben Umweltorganisationen, die zu solchen Deals nur zu gern die Hand reichen.
Wir haben eine Klimaallianz, die mit der Regierung gemeinsame Sache und eine Faust bestenfalls im Sack macht, eine besonders grosse Schweizerfahne schwingt und Feste feiert.
Wir haben immer mehr als genug Strom, den wir verschwenden, weil eine Abgabe darauf weiterhin fehlt, eine Abgabe, die ebenso nötig ist, wie sie wirksam wäre, aber von unfähigen, gebeugten Politikern nicht einmal mehr erwogen wird – die allermeisten von ihnen sind Marionetten der reichen und einflussreichen Profiteure des Status Quo. Die Stromlücke entsteht nicht, sie wird produziert. Immer genug Strom, stets neue Propaganda, endlich die Schnauze voll davon!
Nun sollen obendrauf noch fossile Kraftwerke her. Wahrlich, wir brauchen keine Sündenböcke im Ausland zu bemühen. Es gibt vor unserer Tür mehr als genug zu kehren. Höchste Zeit, dass wir uns besprechen, vernetzen, organisieren um eine Alternative zu den handzahmen, zum Teil sogar angefütterten Umweltorganisationen aufzubauen und der Tatenlosigkeit eines unfähigen gekauften politischen Systems unsere Fantasie, unsere Kreativität und unseren Mut entgegenzusetzen.
Haben tun wir vieles, nur noch keine Klimabewegung.
Auf ins Klimacamp! Demnächst. In der Schweiz. Vom 23.7. bis am 3.8.2010 in Gals BE, bei Cornaux, NE. www.klimacamp.ch
07. Juli 2010
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