Nationalbank: Was wir wissen dürfen
Die wachsende Diskussion um die Geldschöpfung kommt der Nationalbank offenbar ungelegen. Gemäss der Facebook-Gruppe «Das liebe Geld» führt die Nationalbank neben einem alten Glossar mit korrekter Erklärung der Geldschöpfung auch ein neues, in dem die Geldschöpfung nicht einmal erwähnt ist.
Tatsächlich findet sich auf der obersten Ebene der Website der Nationalbank ein Glossar, in dem der Begriff «Geldschöpfung» nicht aufgeführt wird. Sucht man nach einem Glossar, erhält man nur einen Verweis auf die lückenhafte Variante. Drei Ebenen tiefer und ohne Zugang über die Suchfunktion führt die SNB noch das alte Glossar, in dem der Begriff (wie im gedruckten «kleinen Lexikon der Schweiz. Nationalbank») korrekt erklärt wird: «Die Banken schaffen neues Geld, indem sie Kredite gewähren.» Über die Suchfunktion ist diese Erklärung allerdings nicht zu finden. Honny soit qui mal y pense.
Als Erklärung für den ungewöhnlichen Umgang mit ihren Glossaren und Begriffen schreibt Peter Kuster, Leiter Redaktion und Lektorat der SNB: «Es handelt sich … um zwei Angebote auf unserer Website, die auf etwas unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind.» In der Praxis heisst das: Die richtige Antwort findet nur, wer sie schon kennt.
Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing’: Im Januar 2011 schrieb Peter Kuster, damals noch Ressortchef Volkswirtschaft bei der Wochenzeitung «Finanz und Wirtschaft»: «Bürger, Anleger und Ökonomen haben sich lange Zeit viel zu wenig mit dem Geld-, Währungs- und Bankwesen befasst, wahrscheinlich eine der mannigfaltigen Ursachen der Finanzkrise. Diese hat zuerst die Manager der Bankkolosse entzaubert und dann die Regierungen. Wenn nun die Geldpolitiker an der Reihe sind, ist dies gesund. Eine mündige Zivilgesellschaft gründet nicht auf Illusionen.»
Nachtrag: Dieser Text wurde anfangs Juni geschrieben und am 21. Juni im Zeitpunkt veröffentlicht. Zum Zeitpunkt der Publikation im Netz am 8. Juli hatte die Nationalbank ihre neues Glossar bereits wieder um eine Definition der Geldschöpfung erweitert:
«Geldschöpfung ist der Prozess, in dem Geld geschaffen wird. Die SNB kann zum einen dank ihres Notenmonopols Geld schöpfen. Zum anderen können auch die Geschäftsbanken Buchgeld kreieren, indem sie Kredite gewähren. Ihre Möglichkeiten, Buchgeld zu schaffen, werden durch die gesetzlichen Vorschriften über die Mindestreserven und durch die Bereitschaft der SNB, die Geldversorgung zu erhöhen oder zu verknappen, beeinflusst. Die SNB kann über ihr geldpolitisches Instrumentarium die Zinssätze am Geldmarkt und damit die Geldversorgung der Schweiz indirekt über die Nachfrage nach Krediten (hoher Zins bedeutet kleinere Nachfrage nach Krediten und weniger Geldschöpfung und umgekehrt) steuern.»
Was diese «Definition» geschickt verschleiert, ist der Umstand, dass der grösste Teil des Geldes von den privaten Banken geschöpft wird und die Kontrollmöglichkeiten der Nationalbank sehr begrenzt sind. Will zum Beispiel eine Bank eine Million Franken schöpfen (indem sie einen entsprechenden Kredit vergibt), braucht sie dazu 25’000 Franken Nationalbankgeld Mindestreserve (entweder in bar oder auf ihrem Konto bei der Nationalbank). Hat sie diese 25’000 Franken nicht, muss sie sich dieses Geld bei der SNB leihen und dafür den Leitzins bezahlen. Bei aktuell 0,2 Prozent kann die Bank in diesem Beispiel eine Million schöpfen und gegen Zins verleihen und bezahlt dafür 50 Franken.
Tatsächlich findet sich auf der obersten Ebene der Website der Nationalbank ein Glossar, in dem der Begriff «Geldschöpfung» nicht aufgeführt wird. Sucht man nach einem Glossar, erhält man nur einen Verweis auf die lückenhafte Variante. Drei Ebenen tiefer und ohne Zugang über die Suchfunktion führt die SNB noch das alte Glossar, in dem der Begriff (wie im gedruckten «kleinen Lexikon der Schweiz. Nationalbank») korrekt erklärt wird: «Die Banken schaffen neues Geld, indem sie Kredite gewähren.» Über die Suchfunktion ist diese Erklärung allerdings nicht zu finden. Honny soit qui mal y pense.
Als Erklärung für den ungewöhnlichen Umgang mit ihren Glossaren und Begriffen schreibt Peter Kuster, Leiter Redaktion und Lektorat der SNB: «Es handelt sich … um zwei Angebote auf unserer Website, die auf etwas unterschiedliche Zielgruppen ausgerichtet sind.» In der Praxis heisst das: Die richtige Antwort findet nur, wer sie schon kennt.
Wes Brot ich ess’, des Lied ich sing’: Im Januar 2011 schrieb Peter Kuster, damals noch Ressortchef Volkswirtschaft bei der Wochenzeitung «Finanz und Wirtschaft»: «Bürger, Anleger und Ökonomen haben sich lange Zeit viel zu wenig mit dem Geld-, Währungs- und Bankwesen befasst, wahrscheinlich eine der mannigfaltigen Ursachen der Finanzkrise. Diese hat zuerst die Manager der Bankkolosse entzaubert und dann die Regierungen. Wenn nun die Geldpolitiker an der Reihe sind, ist dies gesund. Eine mündige Zivilgesellschaft gründet nicht auf Illusionen.»
Nachtrag: Dieser Text wurde anfangs Juni geschrieben und am 21. Juni im Zeitpunkt veröffentlicht. Zum Zeitpunkt der Publikation im Netz am 8. Juli hatte die Nationalbank ihre neues Glossar bereits wieder um eine Definition der Geldschöpfung erweitert:
«Geldschöpfung ist der Prozess, in dem Geld geschaffen wird. Die SNB kann zum einen dank ihres Notenmonopols Geld schöpfen. Zum anderen können auch die Geschäftsbanken Buchgeld kreieren, indem sie Kredite gewähren. Ihre Möglichkeiten, Buchgeld zu schaffen, werden durch die gesetzlichen Vorschriften über die Mindestreserven und durch die Bereitschaft der SNB, die Geldversorgung zu erhöhen oder zu verknappen, beeinflusst. Die SNB kann über ihr geldpolitisches Instrumentarium die Zinssätze am Geldmarkt und damit die Geldversorgung der Schweiz indirekt über die Nachfrage nach Krediten (hoher Zins bedeutet kleinere Nachfrage nach Krediten und weniger Geldschöpfung und umgekehrt) steuern.»
Was diese «Definition» geschickt verschleiert, ist der Umstand, dass der grösste Teil des Geldes von den privaten Banken geschöpft wird und die Kontrollmöglichkeiten der Nationalbank sehr begrenzt sind. Will zum Beispiel eine Bank eine Million Franken schöpfen (indem sie einen entsprechenden Kredit vergibt), braucht sie dazu 25’000 Franken Nationalbankgeld Mindestreserve (entweder in bar oder auf ihrem Konto bei der Nationalbank). Hat sie diese 25’000 Franken nicht, muss sie sich dieses Geld bei der SNB leihen und dafür den Leitzins bezahlen. Bei aktuell 0,2 Prozent kann die Bank in diesem Beispiel eine Million schöpfen und gegen Zins verleihen und bezahlt dafür 50 Franken.
08. Juli 2013
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