Sind wir Zufall?

Die Evolutionstheorie hält unser Weltbild im Innersten zusammen. Aber stimmt sie wirklich und darf man sie überhaupt in Frage stellen? Armin Risi zeigt in seinem neuen Buch «Evolution – stammt der Mensch von den Tieren ab?» eine erstaunliche Fülle von wissenschaftlichen Lücken in der Evolutionstheorie.

Wie es die Evolutionstheorie in den Olymp der Wissenschaft und zum tragenden Element unseres Weltverständnisses geschafft hat, ist ein Rätsel. Denn die Lücken in der Argumentationskette, nach der Zufall und Selektion aus Materie Leben und daraus Bewusstsein entstehen liessen, sind enorm. Das konnten die ersten Verfechter des Darwinismus allerdings noch nicht wissen. Für sie mag das wissenschaftliche Abenteuer, die Beseitigung eines göttlichen Sinns – vertreten durch die autoritären Kirchen – und der Ersatz humanistischer Werte durch die Freiheit des Stärkeren im Vordergrund gestanden haben. Aber heute, 155 Jahre nach Erscheinen von Darwins Origin of Species wissen wir mehr. Wir kennen die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Proteins – des Grundelements allen Lebens – durch zufällige Kombination organischer Bausteine. Der englische Biologe und Astrophysiker Sir Fred Hoyle hat sie berechnet. Sie liegt bei 1 zu 50 Trillionen und ist damit praktisch gleich null. Noch unwahrscheinlicher ist die zufällige Entstehung eines Gens. Nach Berechnungen von Prof. Detschko Svilenov beträgt sie 1 zu 10600 . So viele Partikel gibt es im ganzen Universum nicht. Das gibt auch Naturwissenschaftlern auf dem Boden des Materialismus, wie dem deutschen Nobelpreisträger Manfred Eigen zu denken: «Lässt sich die Biologie an dieser entscheidenden Stelle auf die Physik reduzieren? Wenn nicht, müssen wir das Vorhandensein einer vis vitalis annehmen, eines Dämons, der ausserhalb der physikalischen Gesetze tätig wäre.» (Aus Stufen zum Leben, 1992)

Heute, nach 150 Jahren intensiver Grabungen müssen wir auch feststellen, dass zwar Unmengen von Fossilien ausgestorbener Arten gefunden wurden, aber keine Zwischenformen. Wenn Reptilien zu Vögeln wurden, müsste es doch Zwischenformen geben, z.B. Reptilien mit halb ausgebildeten Flügeln. Nach der ausweichenden Erklärung der Evolutionstheorie sind diese makroevolutionären Schritte eben sehr schnell abgelaufen. Wahrscheinlicher ist: Solche Zwischenformen wären schlichtweg lebensunfähig gewesen und hat es deshalb vermutlich auch nicht gegeben.
Für das Verständnis der Diskussion ist es wichtig, die Konzepte der Mikro- und der Makroevolution auseinanderzuhalten. Die Mikroevolution – z.B. die viel zitierte Verfärbung der Birkenspanner-Falter von hell gesprenkelt auf schwarz – ist häufig zu beobachten und wird als Beweis für die Makroevolution, z.B. den Schritt vom Reptil zum Vogel ins Feld geführt. Dazu Risi: «Makroevolution ist nicht einfach die Summe von ‹viel Mikroevolution›, genauso wie eine Reise zum Mond nicht einfach die Summe von ‹viel Wandern› ist.»

Armin Risi will mit seinem Buch zeigen, dass die Evolutionstheorie «keine wissenschaftlich zwingende Erkenntnis ist, sondern ein Erklärungsversuch auf der Grundlage eines bestimmten Weltbildes.» Funde und Erkenntnise werden entsprechend diesem Modell interpretiert. Was diesem Glauben widerspreche, werde ausgeschlossen, wenn nicht sogar bekämpft. Aber die Grundannahmen der Evolutionstheorie würden nicht in Frage gestellt:
• Absolutheit der Materie: Materie und Energie sind der Urgrund von allem
• Selbstorganisation der Materie aufgrund der ihr innewohnenden Naturgesetzen
• Allmacht des Zufalls
• Entstehung von Lebewesen aus Materie (Abiogenese) durch zufällige Organisation organischer Bausteine
• Makroevolution: Aus Einzellern entsteht die gesamte Vielfalt von Pflanzen und Tieren.

Die meiste Kritik an der Evolutionstheorie stammt heute aus kirchlichen Kreisen, namentlich den Kreationisten. Natürlich hat auch Armin Risi ein Weltbild: Er verfolgt einen «radikalen Mittelweg» zwischen Atheismus und Materialismus auf der einen und den dogmatischen Religionen auf der anderen Seite. Für ihn ist der Kosmos multidimensional und die Materie eine von mehreren Erscheinungsformen. Das omnipräsente Geistige hat dabei die Möglichkeit, die Materie mit Information zu durchdringen und auf eine höhere Stufe zu bringen. Auf dem «radikalen Mittelweg» lassen sich auch die alten Schriften mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang bringen. Armin Risis Buch ist ein spannender Einstieg in eine Diskussion, die noch gar nicht begonnen hat.

 
Armin Risi: Evolution – stammt der Mensch von den Tieren ab?. Govinda Verlag, 2014. 168 S. Fr. 14.–/€ 9.50

 
Armin Risi (*1962) hat 18 Jahre als Mönch in vedischen Klöstern in Europa und in Indien gelebt. Seit 1998 ist er freischaffender Schriftsteller und Referent. Er ist Gründer des «Theistic Network» und Autor zahlreicher Bücher im Grenzbereich von Spiritualität, Esoterik und Wissenschaft. Zuletzt ist von ihm erschienen: Ihr seid Lichtwesen – Ursprung und Geschichte des Menschen. Govinda Verlag 2013. http://armin-risi.ch