Rumäniens Urwälder verschwinden – EU-Kommission muss eingreifen
JournalistInnen und Reporter von rund 40 internationalen Medienunternehmen haben im Rahmen des Rechercheprojekts „Deforestation Inc.“ über mehrere Monate die Machenschaften der vermeintlich nachhaltigen Holzindustrie untersucht, schreibt Matthias Schickhofer

Dramatisch ist nicht nur die Situation in tropischen Regenwaldgebieten, sondern auch in Europa. So etwa in den rumänischen Karpaten, wo Wälder von unschätzbarem Wert für die Biodiversität unseres Kontinents und das Weltklima grossflächig zerstört werden.

Die international tätige Stiftung EuroNatur hat gemeinsam mit ihren Partnern Agent Green und Client Earth bereits vor drei Jahren den Anstoss für ein Vertragsverletzungs-Verfahren der EU-Kommission gegen Rumänien gegeben.

«Es ist von grosser Bedeutung, dass das Thema durch diese investigative Recherchearbeit internationale Aufmerksamkeit erhält», sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur.

«EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius muss dafür sorgen, dass das Vertragsverletzungsverfahren nach fast drei Jahren Stillstand und fortgesetzten Abholzungen in ökologisch wertvollen Wäldern Rumäniens nun endlich vor den Europäischen Gerichtshof kommt. Alle Fakten liegen seit Jahren auf dem Tisch, worauf wartet die Kommission noch?»

Brisant ist das Thema auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Entscheidungsprozess zur Reform der Erneuerbare-Energie-Richtlinie der EU, bei der es auch um die Frage fortgesetzter Subventionen und anderer Anreize für die Stromgewinnung aus Holzbiomasse geht.

«Die EU darf weiteren Anreizen für die industrielle Verfeuerung von Wald-Biomasse nicht zustimmen. Sonst öffnet sie Tür und Tor für die Zerstörung vieler unserer letzten Ur- und Naturwälder und liefert gleich den passenden grünen Anstrich dazu», sagt Annette Spangenberg. «Die EU hat es mit der aktuell im Trilog-Prozess befindlichen Überarbeitung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie in der Hand, hier endlich gegenzusteuern.»