Sieben Schritte zur Beendigung des Teufelskreises in Israel-Palästina

Der Weg zum Frieden erfordert gewaltfreie Aktionen nicht nur von Israelis und Palästinensern, sondern auch von Amerikanern, den Medien, Hilfsorganisationen und anderen.

Demonstration für Waffenstillstand
Demonstration für Waffenstillstand vor dem Weissen Haus. Foto: Waging Nonviolence

Ich habe mein Leben damit verbracht, mich dafür einzusetzen, dass Palästinenser und Israelis ihre Konflikte mit gewaltfreien Mitteln lösen. Weil Israel die Einheit der Palästinenser und gewaltfreie Protestaktionen fürchtete, wurde ich 1988 von der Regierung des Landes verwiesen. Seitdem habe ich mich bei mehreren Gelegenheiten persönlich bei Hamas-Führern dafür eingesetzt, dass sie den bewaffneten Kampf aufgeben und sich gewaltfreien Aktionen zuwenden. Doch heute bringen sich Palästinenser und Israelis wieder gegenseitig um.

Ich trauere um die unsäglichen Todesopfer in Palästina und Israel. Ich weine um die Verletzten und Gefangenen, vor allem um die Kinder. Allein in diesem Jahrhundert sind bis letzte Woche mehr als 12.000 Palästinenser und 2.600 Israelis in dem blutigen Konflikt getötet worden. Warum können wir diesen Kreislauf der Gewalt nicht stoppen?

Ich fordere die Hamas und die israelische Regierung auf, einem sofortigen Waffenstillstand zuzustimmen, der auch einen sofortigen Stopp der Raketenangriffe auf Israel und der israelischen Militärangriffe auf den Gazastreifen beinhaltet. Beide Parteien müssen die Gewalt einstellen und sich verpflichten, als Nachbarn miteinander zu leben und zu arbeiten. Das Leben und die Würde des Menschen sind kostbar. Rachsüchtige Angriffe vertiefen nur den Hass und das Misstrauen. Hier sind einige praktische, gewaltfreie Schritte.

An die Palästinenser: Stoppt das Töten von Israelis. Heisst Israelis als Nachbarn willkommen und erkennt ihre Geschichte an. Kämpft weiter für gleiche Rechte für alle. Setzt euch gemeinsam mit den Israelis für die Beendigung der Segregation ein, auch wenn ihr nicht in allen politischen Fragen übereinstimmen. Und um Himmels willen, wählt unsere Führer durch reguläre Wahlen.

An Israelis: Hört auf, Palästinenser zu töten. Beendet die Belagerung des Gazastreifens. Macht den Landraub im Westjordanland und in Jerusalem rückgängig, der zu Hoffnungslosigkeit und Empörung führt. Beendet die Segregation und hört auf, die jüdische Vorherrschaft anzustreben. Unterstützt ein palästinensisches Rückkehrrecht und Reparationen. Stoppt die Pogrome und die Bedrohung der Al-Aqsa-Moschee.

An die internationalen Medien: Berichtet über diesen Konflikt so, wie ihr gerne über Sklavenaufstände oder antikoloniale Massaker in früheren Jahrhunderten berichtet hättet. Hört auf, die Akteure auf beiden Seiten mit dem Wort «Terroristen» zu beschreiben. Beide sind durch ihr Sicherheitsempfinden und ihre historische Identität motiviert und versuchen nicht einfach, der anderen Seite Angst zu machen, bzw. zu «terrorisieren».

An die Amerikaner: Es gibt keine militärische Lösung. Hört auf, Waffen zu liefern. Unterstützt Israelis und Palästinenser gleichermassen. Geht mit positivem Beispiel voran, indem wir unsere Behandlung der amerikanischen Ureinwohner verbessern und die Überreste unserer Rassentrennung im eigenen Land beenden.

An die internationale Gemeinschaft: Die Zweistaatenlösung ist leider keine Option mehr. Unterstützt Lösungen, die allen Völkern in der Region Rechte einräumen. Die Aufrechterhaltung des Gazastreifens als Freiluftgefängnis ist kriminell. Lasst ihn daher von internationalen und politischen Gremien zu einem solchen erklären. Leistet humanitäre Hilfe und prangert die Ausgrenzung an. Setzt euch für Gerechtigkeit und Gleichheit ein.

Humanitäre Hilfsorganisationen: Es besteht dringender humanitärer Handlungsbedarf, einschliesslich der Einrichtung eines humanitären Korridors innerhalb und ausserhalb des Gazastreifens, der den sicheren Personenverkehr und die Lieferung lebenswichtiger Güter ermöglicht, einschliesslich der Öffnung der Grenzübergänge Erez und Kerem Shalom/Abu Salem, um den Personen- und Warenverkehr zu ermöglichen und das Verbot des Zugangs zum Meer aufzuheben.

Soldaten und bewaffnete Akteure: Verkürzt nicht das Leben eines anderen. Verkürzt nicht euer Leben. Seid nicht auf Rache aus. Ich applaudiere Israelis, die den Militärdienst verweigern und sich nicht an einem sinnlosen Angriff auf Gaza zu beteiligen. Unsere Arme («arms» = engl. für Waffen) sind zum Umarmen da, nicht um andere zu verletzen. Wir können es schaffen.


 

Mubarak AwadDer Palästinenser Mubarak Awad, der «Palästinensische Gandhi» war Mitinitiator der ersten Intifada und wurde 1988 von der israelischen Regierung aus Jerusalem verbannt. Er war Gründer des Palästinensischen Zentrums für das Studium der Gewaltfreiheit, Gründer des National Youth Advocate Program und Gründer und derzeitiger Präsident von Nonviolence International.

Webseite: Waging Waging Nonviolence


 

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Sabine Prizigoda vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!