Top Ten der Zukunftsliteratur 2012

Ausgewählt vom Team der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg

Zum 15. Mal hat das Team der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) die „Top Ten der Zukunftsliteratur“ gekürt. Die Bücher wurden nach fünf Kriterien bewertet: 1. Gesellschaftliche Brisanz, 2. Innovation, 3. Lösungsansätze, 4. Fakten sowie 5. Lesefreundlichkeit (Zugang für breiteres Publikum, Lesevergnügen).

Besonders empfiehlt das aus Alfred Auer, Hans Holzinger, Walter Spielmann und Stefan Wally bestehende Redaktionsteam die Zukunftsstudie des Club of Rome-Experten Jörgen Randers „2052. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre“ (ökom-Verlag), die entschiedenes Umsteuern in globaler Koordination der Staaten einfordert, um  Probleme wie den Klimawandel und Ressourcenverknappungen zu meistern.
Ebenfalls in die Wertung aufgenommen wurden die von der Stiftung Entwicklung und Frieden herausgegebenen „Globalen Trends 2013“ (Fischer), in denen internationale ExpertInnen die zentralen Zukunftsherausforderungen wie Überwindung des Hungers, globale Demokratie oder Energieversorgung im 21. Jahrhundert kompakt darstellen und Lösungsvorschläge unterbreiten.

Einen Schwerpunkt bilden diesmal Wirtschaftsfragen. Vorgeschlagen werden das kolossale Kompendium „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ (Klett-Kotta) des US-Autors David Graeber. Seine zentrale Aussage: Es ist keineswegs ausgemacht, dass Schulden immer beglichen werden.

Dass diese nur beglichen werden können, wenn es zu einer faireren Verteilung der Steuerlasten, vermögen und Einkommen kommt, zeigt der Wirtschaftsexperte Christian Felber in dem ebenfalls in die Wertung genommenen Band „Retten wird den Euro“ (Deuticke).
Wie erfolgreiches Wirtschaften ohne Renditefixierung funktionieren kann, zeigt der ausgewählte Band „Wirtschaft zum Glück“ (Rotbuch) der des Journalisten-Duos Bettina Dytrich und Pit Wuhrer. Vorgestellt werden erfolgreiche Modelle genossenschaftlich organisierter Unternehmen.

Mit brisanten Fakten über Reichtümer, Verhungern, Schulden, Steuerhinterziehungen und anderem mehr wartet ein – bitte nicht erschrecken – „Beschissatlas“ (Ludwig-Verlag) der Journalistin Ute Scheub auf, exzellent recherchiert und von der Künstlerin Yvonne Kuschel ansprechend illustriert.
Besonders empfohlen wird auch die Streitschrift „Befreiung vom Überfluss“ (ökom) des wohl ersten Inhabers eines Lehrstuhls für Postwachstumsökonomie Niko Paech, der regionale Wirtschaftsnetzwerke und Lebensformen jenseits des Konsumismus als attraktive Zukunftsmodelle nahelegt.

Als Beispiel aus der Fülle an Analysen zum Arabischen Frühling wählte das JBZ-Team den Band „Der Aufruhr der Ausgebildeten“ (Hamburger Edition) des Politikwissenschaftlers Wolfgang Kraushaar aus.
Als kritische Ansage Richtung Bildungspolitik wird die Studie des Erziehungswissenschaftlers Iwan Pasuchin „Bankrott der Bildungsgesellschaft“ (VS-Verlag) empfohlen, die auf den Mythos der Wissensgesellschaft verweist.
Ein anderer Mythos ist schließlich Thema eines umfassenden Werkes mit dem schlichten Titel „Die Sonne. Der Stern um den sich alles dreht“ (Arche Verlag), in dem der US-Autor Richard Cohen den verschiedenen Facetten eines Solarzeitalters nachspürt.

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11. Februar 2013
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