Mir piepts

Warum müssen Tram- Bus- und Zugtüren pfeifen?

Dämmriges Licht, einsame Haltestellen, verträumte Landschaft. Mit dem Regionalzug durch die Schweizer Pampa, Freitag um halb acht. Das alles wäre eine poetische Sekunde wert, wäre da nicht dieses dauernde Gepiepe der sich schliessenden oder bald einmal schliessenden Türen. Unvermittelt kreischen sie ins Zwielicht hinein, keifen einen imaginären Gast an, der sich der zugehenden Türe noch nähern will, sägen sich in mein Hirn wie ein Grillspiess in einen mürben Kebapstapel.
Warum muss das sein? Warum müssen Tram- Bus- und Zugtüren pfeifen? Jahrzehntelang taten sie das nicht. Ausgestattet mit sensibler Motorik, Lichtschranken und tastenden Gummilippen weichen sie zurück vor jedem eingeklemmten Körper. Warum also dieses penetrante Pfeifen? Ist es eine neue EU-Norm? Ist es ein absurder Haftpflichtfall aus den USA, der ein Unternehmen beinahe ruinierte? Oder ist es das ständig weiter gezüchtete Unsicherheitsgefühl unserer hasenfussigen Gesellschaft, die sich kaum mehr aus dem Haus trauen möchte?Ich hasse dieses Pfeifen. Ich möchte eine Anti-Pfeif-Karte haben. Ich möchte mein GA mit einem Deaktivator ausstatten lassen. Ich möchte in Ruhe Zug und Bus fahren können. Ich habe die Nase voll von der dauernden Angstmacherei vor imaginären Gefahren und der Lärmverschmutzung. Lasst die Türen zugehen, wenn sie zugehen müssen. Gebt uns die Ruhe zurück. Hört auf, uns dauernd vor allem Angst zu machen. _______________________    Paul Hasler, 51, feilt an den letzten Details der Gesellschaft, zum Beispiel am passenden oder unpassenden Piepton. www.utopien.ch
17. Oktober 2014
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